God Forbid - Equilibrium

God Forbid - Equilibrium
Modern Progressive Thrash Metal
erschienen am 30.03.2012 bei Victory Records
dauert 54:55 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Don't Tell Me What To Dream
2. My Rebirth
3. A Few Good Men
4. Scraping The Walls
5. Conquer
6. Equilibrium
7. Overcome
8. Cornered
9. This Is Who I Am
10. Move On
11. Pages
12. Awakening
13. Where We Come From

Die Bloodchamber meint:

Obwohl auch der Weg von „IV: Constitution Of Treason“ zu „Earthsblood“ ein langer war, hätte ich keine Wetten darauf abgeschlossen, wie GOD FORBID den ersten (!) Line-up Wechsel ihrer mittlerweile 14jährigen Geschichte verkraften, denn Dallas Coyle war auf vielen Ebenen ein wichtiges Mitglied des New Jersey Fünfers, der neben UNEARTH wohl die originellsten Gitarren im „klassischen Metalcore“ hatte. Nach dem Umbruch im Stil beim letzten Album folgte also der personelle Umbruch, neuer zweiter Gitarrist ist Matt Wicklund (Ex-HIMSA & auf WARREL DANEs Solodebüt zu hören) und er hat wohl auch seinen Anteil daran, dass die Entwicklung noch einmal deutlich forciert wurde.

Als minimal versteckten Hinweis auf die Geschichte der Band und die (letzten) Entwicklungen kann man die Tracklist deuten, wenn man sich die Titel in umgekehrter Reihenfolge ansieht. Und schon nach einem Durchlauf darf man getrost davon ausgehen, dass das nicht völlig an den Haaren herbeigezogen ist, denn die Musik untermauert die Interpretation deutlich, so dass es sich aus „historischer Sicht“ fast anbietet, „Equilibrium“ von hinten nach vorne zu hören. Das ist übrigens gleichbedeutend damit, dass man sich von der Vorstellung verabschieden darf, ein „klassisches“ GOD FORBID Album vorgesetzt zu bekommen, was nach der Vorabsingle „Where We Come From“ (letztes Lied) noch im Bereich des Möglichen schien. Stattdessen wirkt „Equilibrium“ wie die Vertonung einer Findungsphase, deren Ziel weder erreicht wird noch überhaupt schon klar definiert zu sein scheint.

Dabei reichen schon die ersten drei Lieder, um mit ihrer Hilfe den Rest aufzudröseln und diesen je einem der drei als Artgenosse an die Seite zu stellen, denn obwohl man die deutlich gesteigerte Bedeutung der Rhythmen und der dafür zuständigen Abteilung als roten Faden sehen könnte, hat doch jeder Bandteil „seine“ Lieder: „Don’t Tell Me What To Dream“ ist der Pate der Rhythmuslieder, die die vertracktesten Ideen mit gelegentlichen Djent-Gitarrenklängen (ruhiger im instrumentalen „Awakening“) beherbergen. „My Rebirth“ kommt aus der Familie der Gesangslieder, die sanfter und sehr melodisch sind, aber trotz massiv verbessertem Klargesang meist das besondere Etwas vermissen lassen. Schließlich ist „A Few Good Men“ ein Vertreter der Gitarrenlieder, die den altbekannten wuchtigen Brechern (wie auch dem oben genannten „Where We Come From“) am nächsten kommen. Das ist erst mal nichts Schlechtes, denn natürlich ist Abwechslung im Allgemeinen eher eine Stärke als eine Schwäche für ein Album - oder sollte es sein, denn die Art und Weise, wie die drei genannten Typen auf „Equilibrium“ zusammengestellt sind, wirkt auch nach zehn Durchläufen unrund und lässt die Kombination niemals stärker werden als die Summe der Einzelteile. „Equilibrium“ fehlt der Fluss, etwas, das es im Innersten zusammenhält und das Zuhören zu einem Vergnügen machen könnte, statt dass man davor sitzt und das Gebotene mehr als, naja, interessant findet.

GOD FORBID haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie Anspruch ansprechend verpacken können, daher darf man ihnen nach den Turbulenzen der letzten Jahre ruhig ein im Vergleich zum bisherigen Oeuvre schwächeres, leicht orientierungslos erscheinendes Werk zugestehen. In Zukunft sollte die Band aber zwingend ein klareres musikalisches Ziel ins Auge fassen, denn - moderner, melodischer Progressive Thrash in allen Ehren – vom Hocker reißt „Equilibrium“ nur selten.
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