Der Weg Einer Freiheit - Unstille

Der Weg Einer Freiheit - Unstille
Black Metal
erschienen am 29.06.2012 bei Viva Hate Records
dauert 46:24 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Zeichen
2. Lichtmensch
3. Nachtsam
4. Zu Grunde
5. Vergängnis
6. Zerfall

Die Bloodchamber meint:

Es gibt wohl kaum eine Band im deutschen Black Metal, die in so einer kurzen Zeit so einen Senkrechtstart hingelegt hat, wie DER WEG EINER FREIHEIT. Innerhalb von weniger als drei Jahren spielte man sich mit mittlerweile vier Veröffentlichungen und unzähligen Auftritten auf Konzerten und Festivals in die oberste Bekanntheitsriege der deutschen Schwarzwurzel-Szene und löste währenddessen einige „Trueness“-Kontroversen bei der selbsternannten Szenepolizei aus, die überflüssiger kaum sein könnten. Zurecht unbeeindruckt von Bemerkungen, sie wären Hipster, die Studenten-Black Metal mit pseudointellektuellen Texten machen sollen, zieht das hochsympathische Trio aus Würzburg ihr Ding durch und haut nun (das Re-Release des Debüts dazugerechnet) die vierte Veröffentlichung innerhalb von drei Jahren raus.

Diese pocht anfangs nach einer unheilsschwangeren Einleitung mit rasender Geschwindigkeit direkt mit dem mehr als zwölfminütigen und überaus epochalen Brecher „Zeichen“ los, als ob es kein Morgen gäbe. Teils wahnsinnig schnelle Blastbeats und der bereits von der Band bekannte Hang zu dramatischen Gitarrenmelodien bestimmen hier, wie bereits auf der Vorgänger-EP und zum Teil auch auf dem selbstbetitelten Debüt, in stark drückendem Sound das Geschehen. Mehr Variation beim auch auf „Unstille“ durchgängig schrill kreischenden Gesang gibt es zwar nicht, dieser passt glücklicherweise aber nach wie vor wie die Faust auf’s Auge und klingt zu keiner Zeit unangenehm.
Beinahe meint man als Hörer zudem, im Vergleich zu den diskografischen Vorgängern des Häufigeren klassische Einflüsse herauszuhören, so wie es exemplarisch bei dem Einsetzen der Saitenfraktion im Opener oder im Vergleich zum Rest des Albums eher weniger melancholischen Rausschmeißer „Zerfall“ der Fall ist. Zusammenfassend gesagt bauen DER WEG EINER FREIHEIT auf ihrem neuesten Streich all ihre ureigenen Merkmale und Details, die sie ausmachen, weiter aus und fügen ihnen hin und wieder neue Nuancen und Feinheiten hinzu. So bekommt man bei „Lichtmensch“ altbekannte DARK FUNERAL’sche Gitarrenwände mit vollem Anlauf in die Fresse, schwenkt im Verlaufe des Liedes hingegen allerdings, gar an ANAAL NATHRAKH erinnernd, auf Kontrastierungen zwischen sehr dissonantem und chaotischem Black Metal-Geratter und hochdramatischen Midtempo-Melodien über und verleiht durch solche Eigenheiten jedem Lied des Silberlings eine eigene, interessante und hörenswerte Note. Das Instrumentalstück „Nachtsam“ hingegen, welches anscheinend zur Auflockerung durch filigran zerlegte Akkorde und Atmosphäre beitragen soll, kann nicht wirklich überzeugen und fällt klar im Vergleich zu den anderen Songs ab. Was mich persönlich an „Unstille“ tatsächlich etwas stört, ist abgesehen von diesem Lied der schon fast etwas zu dickeierige, holzige Unterton der Bassdrum im Mix.

Das ist also der neuste Streich der bekanntesten Würzburger Schwarzmetall-Formation der letzten Jahre. Auch nach mehreren Hördurchgängen wird klar, dass man mit dieser Veröffentlichung nicht an die Qualität des selbstbetitelten Debütalbums heranreichen kann, auch hat man hier keine Überflieger Songs wie „Der stille Fluss“ von „Agonie“ oder „Ewigkeit“, „Ruhe“ oder ähnliche vom Debüt, allerdings hat man es mit einem, bis auf das genannte Instrumental, durchgängig hohen Qualitätsniveau zu tun. Hin und wieder erinnert man in punkto Atmosphäre auch ein wenig an eher im Post/Depressive Black Metal angesiedelte Projekte wie HERETOIR oder ähnliche, man wird also etwas experimenteller. Zu guter letzt ist jedenfalls getrost zu sagen, dass sich DER WEG EINER FREIHEIT auch mit diesem Release keineswegs auf irgendeine Weise verschlechtern, sondern weiterhin hochwertigen und überdurchschnittlich starken Black Metal mit melodischer Breitseite zimmern.
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