The Faceless - Autotheism

The Faceless - Autotheism
Death Metal
erschienen am 24.08.2012 bei Sumerian Records
dauert 41:01 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Autotheist Movement I: Create
2. Autotheist Movement Ii: Emancipate
3. Autotheist Movement Iii: Deconsecrate
4. Accelerated Evolution
5. The Eidolon Reality
6. Billion Years
7. Hail Science
8. Hymn Of Sanity
9. In Solitude

Die Bloodchamber meint:

Nach den bereits große Aufmerksamkeit erregenden zwei ersten Alben von THE FACELESS kommt nach vier Jahren – endlich kann man sagen - mit "Autotheism" eine vielversprechende neue Veröffentlichung von den Mannen um Michael Keene ins Sommerloch hineingeschmettert. Hinter dem Begriff im Titel verbirgt sich je nach Definition das Streben zur Selbstgöttlichung und ebenso die Selbstvergötterung. Das schreit ja geradezu vor Hybris, herrlich!

Aber nun zur Musik, und da ich ja nicht zum Spaß hier bin gleich zu meinem ersten und einzigen Kritikpunkt: Warum denn nur ist diese verdammte Spielzeit hier so kurz? Auf der anderen Seite jedoch, warum nicht? Mit diesem Werk haben sich THE FACELESS ein Denkmal gesetzt, man kann sich dieser Musik einfach nicht entreissen, sie zerrt an mir und lässt mich einfach nicht mehr los oder ich will selbst gar nicht mehr von "Autotheism" loslassen.
Was auf dem Vorgänger manchmal noch etwas zu grob, wenn auch nicht minder durchdacht, ins Gewicht gefallen ist, hat sich enorm weiterentwickelt. Die schon bekannte Anwendung des Klaviers hat eine ganz neue Qualität und ich übertreibe nicht, wenn ich den Gebrauch des Saxophons in "Deconsecrate" als hinreissend bezeichne. Der Gebrauch der für Metal doch als untypisch erscheinenden Instrumente ist äußerst konkret und nicht im geringsten fehl am Platze. Ähnlich sehe ich eine ganz andere Qualität der Vocals, denn die eigenen Möglichkeiten scheinen endlich bestens wahrgenommen – Klargesang mag in Sachen Death Metal befremdlich sein, aber für den Abwechslungsfaktor ist er beinahe unverzichtbar und wegzudenken bei dieser Gruppe ohnehin nicht.

Die technische Beherrschung der „typischen“ Instrumentalfraktion muss kaum erwähnt werden, doch ganz auslassen geht auch nicht. Vor allem die Schweizer Uhrwerk-Qualität von Drummer Lyle Cooper ist außergewöhnlich. Traumwandlerisch sicher. Die sehr balancierte Produktion eröffnet dem Hörgenuss hypnotisierenden Charakter.
In diesem Konzept, diesem Universum kreieren diese fünf Kalifornier ihre ganz eigene Utopie – nach der drei Tracks umspannenden, klassisch anmutenden Eröffnung wird spätestens mit "The Eidolon Reality" ein krasser Höhepunkt erreicht. "Ten Billion Years" ist so ein abwechslungsreicher Kracher, dass zur Vermeidung von Spoilern eigentlich nur zum Anlegen der Sicherheitsgurte geraten werden kann. Die nächsten beiden Tracks sind die einfach zu kurzen Durchhänger auf lange Sicht, denn es stört, dass der Übergang von "Hymn of Sanity" zum Rausschmeißer etwas unvermittelt und plötzlich geschieht.

Nachdem 2008 mit "Planetary Duality" ein hammergeiles Album vom Hause FACELESS kam, wurde erstmal zwei Jahre fleißig getourt, bevor Gründungsmitglied und Basser Brandon Griffin das Handtuch warf. Für die eigentlich für letztes Jahr geplante Scheibe musste nun erstmal ein neuer Bassist gesucht werden und wurde in Person von Evan Brewer gefunden. So zog es sich doch insgesamt vier Jahre, ehe ein drittes Album veröffentlicht werden konnte. Das Warten zumindest hat sich gelohnt. Keine Kinnlade kann sich dieser erdrückenden Schwerkraft entziehen!
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