Within Temptation - Hydra

Within Temptation - Hydra
Symphonic Metal
erschienen am 31.01.2014 bei BMG
dauert 49:33 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Let Us Burn
2. Dangerous (Feat. Howard Jones)
3. And We Run (Feat. Xzibit)
4. Paradise (What About Us) (Feat. Tarja)
5. Edge Of The World
6. Silver Moonlight
7. Covered By Roses
8. Dog Days
9. Tell Me Why
10. Whole World Is Watching (Feat. Dave Pirner)

Die Bloodchamber meint:

Im Bereich der populären Musik eine gängige Praxis, im Metal - zumindest in dieser Größenordnung - eher noch nicht ganz so oft vertreten: die Verpflichtung von Gastmusikern. Gut, in besonders inzestuösen Gegenden trägt der Kalle von der nebenan probenden Band gerne mal ein Gitarrensolo zur neuen Scheibe bei, besonders viel Einfluss auf das Gesamtergebnis hat dies in der Regel aber nicht. Im Falle von WITHIN TEMPTATIONs neuem Album jedoch, welches ganz auf seine Gastsänger und -sängerinnen setzt, müssen sich diese schon die Frage gefallen lassen, was damit wohl bezweckt werden soll. Keine Ahnung, wie und wohin sich die Band entwickeln soll? Nicht mehr genügend eigene Ideen gehabt? Oder einfach nur der sinkenden Popularität gegenseitig auf die Sprünge zu helfen gewollt? Letztendlich schnurz, wenn eben nur das Ergebnis nicht so ambivalent ausgefallen wäre.

Denn unzweifelhaft sind die betroffenen Nummern mit den Gastsängern die eigentlichen Charakterköpfe von "Hydra". Während in "Dangerous" Howard Jones (Ex-KILLSWITCH ENGAGE) perfekt mit Sharons Gesang und einem absoluten Ohrwurm-Riff harmoniert, passt sich auch Tarja Turunen (TARJA) in "Paradise" hervorragend ins gewohnte holländische Klangbild ein. Nix mit angeblichem Zickenkrieg, dafür schöne Stimmen zu knackig-einfachen Gitarrenriffs und mit eingängiger Melodie und ordentlich Orchester im Hintergrund. Gut, die Nummer mit Xzibit kann man getrost in den Tonne für missratene Experimente werfen, wo sie neben einigen "Warum nicht mal Hip Hop mit Metal mischen?"-Songs in guter Gesellschaft sein dürfte. Dafür entschädigt am Ende aber Dave Pirner (SOUL ASYLUM) mit einem echten Muttiballade, Dosenöffner, Schlüpferstürmer oder wie man das in den 80ern genannt hätte. Eben das, was früher mal auf ner Kuschelrock-CD gelandet wäre. Neidische Blicke von Axl Rose und Brian Adams inklusive.

Und der Rest? Da gibt’s halt kaum Überraschungen, wie sich das für ein ordentliches Pop-Album eben so gehört. Denn da sind WITHIN TEMPTATION spätestens jetzt angekommen, wenngleich manch einer dies auch schon viel früher erkannt hat. "Let Us Burn", "Covered By Roses" und auch "Silver Moonlight", bei dem sogar mal jemand einen Growl entdeckt haben soll, sind genau die Nummern, die man von den Holländern erwartet hat. Schnörkellos, eingängig, sauber produziert und klar strukturiert. Dazwischen noch ne Schlaftablette ("Dog Days") und ein bissel Füllmaterial. Also alles beim alten an der Käsetheke.

Im Grunde aber ist "Hydra" eigentlich genau das, was die Fans zufrieden stellen dürfte. Am bewährten Muster festhalten und eben von außen ein paar Impulse rein tragen lassen und fertig. Und wer von Fremdmaterial noch nicht genug bekommen kann, der greift gleich zur Mega-Super-Edition, wo es noch ne ganze Handvoll Coverversionen gratis dazu gibt. Schiebt man also seine Scheuklappen etwas zur Seite und verschließt sich auch generell kitschig-oberflächlichen Pop-Songs nicht, dann kann man auch dem mehrköpfigen Biest ohne sich zu schämen in die Augen schauen, denn im entsprechenden Rahmen können die Songs durchaus überzeugen. Knorrige Metaller dürften damit aber ebenso wenig zu bekehren sein wie waschechte Xzibit-Fans.
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