Slough Feg - Digital Resistance

Slough Feg - Digital Resistance
Heavy Metal
erschienen am 14.02.2014 bei Metal Blade Records
dauert 40:43 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Analogue Avengers - Bertrand Russell's Sex Den
2. Digital Resistance
3. Habeas Corpsus
4. Magic Hooligan
5. Ghastly Appendage
6. Laser Enforcer
7. The Price Is Nice
8. Curriculum Vitae
9. The Luddite
10. Warrior's Dusk

Die Bloodchamber meint:

Vier Jahre haben SLOUGH FEG gebraucht, um nach den thematischen Ausflügen in vergangene und zukünftige Zeiten wieder in der Gegenwart anzukommen. Eine ungewöhnlich lange Zeit, möchte man meinen, aber Mike Scalzi und seine Mitstreiter arbeiten eben nach ihrem eigenen Kalender und wenn der sich mal nicht an den mittlerweile verbreiteten 24-Monatszyklus des Musikgeschäfts hält, ist das halt so. Über 9-to-5-artige Vorschriften würde das Quartett vermutlich eh lachen, schließlich ist man stolzer Teil der „Digital Resistance“, die der alles entwertenden Schnelllebigkeit des neuen Jahrtausends aus dem Kontext gerissene Zitate von Freunden und Bekannten als entlarvend merkwürdig bis albern klingende Liedtitel entgegensetzt.

Offenbar hat der thematische Findungsprozess auch die musikalischen Geister der Band angestachelt, denn selten hat ein SLOUGH FEG Album ähnlich lustvoll begonnen wie mit den „Analogue Avengers“. Bedeutsamer für den Gesamteindruck ist allerdings, dass die Band nach Jahren des Ausprobierens mittlerweile zuverlässig weiß, wie sie ihren ureigenen, authentisch-basischen Sound hindeichseln muss, damit alle Beteiligten hörbar (!) kurze Momente im Rampenlicht genießen dürfen und niemand dauerhaft im Schatten bleiben muss. Derart gerüstet böte es sich für SLOUGH FEG an, auf dem so unvermittelt wie effektiv gestarteten Stimmungshoch zu surfen, zumal kaum eine andere Band es versteht, eben diese ähnlich en passant aufzubauen – kein Hochreißen der Gitarre, keine sich steigernden Gesänge, keine plumpen Mitsingrefrains und, von zentraler Bedeutung, kein Zwang -, doch mit dem lakonischen und sich im Klang deutlich absetzenden „Habeas Corpsus“ lässt der Bruch nicht lange auf sich warten. Es wird nicht der letzte sein auf „Digital Resistance“.

Ob der Kampf gegen die Ausrechenbarkeit von Mike Scalzi & Co bewusst oder unbewusst angegangen wird, ist dabei weder wichtig noch von außen mit Sicherheit zu beantworten, weil dieses Element seit jeher integraler Bestandteil des verspielten Wesens von SLOUGH FEG ist. Das liest sich nicht sonderlich bemerkenswert, entfaltet aber durch die den Bandsound prägende (vermeintliche) Beiläufigkeit, mit der im Angriff wie im Rückzug, im Triumph wie in Trauer vorgegangen wird, den Sog von Treibsand: Erst wenn es zu spät ist, merkt man, dass man drin steckt. Dann will man aber auch gar nicht mehr weg…

Womöglich ist genau diese Kombination auch der Grund, warum Mike Scalzi und sein ehemaliger Spießgeselle John Cobbett den Ehrentitel „Kauz“ tragen, denn im Gegensatz den meisten anderen Bands sind weder SLOUGH FEG noch die HAMMERS OF MISFORTUNE Gastgeber, die Festschmauseinladungen für den Tag X zu der Zeit Y verschicken. Stattdessen haben Mike & John eine nie verschlossene Tür und wer immer ihr Haus betritt, wird mit offenen Armen empfangen, als seien er oder sie genau der Besuch, über den der Hausherr sich gerade am innigsten freut. Genau so ist auch „Digital Resistance“, wobei der aufgetischte Kuchen in der Vergangenheit schon mal nachhaltiger im Gedächtnis geblieben ist.
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