Opeth - Ghost Reveries

Opeth - Ghost Reveries
Progressive Death Metal
erschienen am 29.08.2005 bei Roadrunner Records
dauert 66:48 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Ghost Of Perdition
2. The Baying Of The Hounds
3. Beneath The Mire
4. Atonement
5. Reverie/Harlequin Forest
6. Hours Of Wealth
7. The Grand Conjuration
8. Isolation Years

Die Bloodchamber meint:

Es gibt nicht viele Bands, die in schöner Regelmäßigkeit den Rezensenten dieser Welt den kalten Angstschweiß auf die Stirn treiben. Es ist die Angst, das Schaffen dieser Bands nicht in eine adäquate, schriftliche Form fassen zu können.
Opeth dürfen sich wähnen, diesem illustren Kreis an Bands vorzustehen. Was man da schon an Rezensionen zum neuen Album „Ghost Reveries“ lesen konnte, war dann auch stets recht unterschiedlich und von schwankender Qualität.
Dabei setzt die Band auch im Jahr 2005 und auf Roadrunner Records auf ihre gewohnten Trademarks. Riffs und Melodien klingen unverkennbar nach den Schweden. Erfreulich, aber auch zu erwarten war, dass Mikael Åkerfeldt und seine Freunde es vermehrt wieder aggressiv angehen. Der Opener „Ghost Of Perdition“ macht im Grunde da weiter, wo die Band mit „Deliverance“ härtetechnisch aufgehört hatte. Eine mit über 10 Minuten Länge typische Opeth-Nummer. Schon hier fällt auf, dass der Band mit Per Wiberg ein echten Glücksgriff gelungen ist. Die Orgeln und anderweitig synthetischen Klänge fügen sich perfekt in das Sounduniversum der Band ein und setzen viele gelungene Akzente, die man nicht mehr missen möchte. Der Atmosphäre kommen diese Instrumente nur zu gute, denn diese ist meiner Meinung nach noch ein Stückchen dichter geworden, als jemals zuvor.
Das zweite Stück auf „Ghost Reveries“ nennt sich „The Baying Of The Hounds“ und fällt zuerst durch die omnipräsente Orgel und durch eine ähnliche Länge auf. Wieder gibt es erst ordentlich Zunder, dann geht das Stück bei 3 ½ Minuten in einen wunderschön ruhigen Part über, um schließlich in eine tolle Lead-Melodie zu gleiten. Man muss das Band einfach gestehen, dass hier großartige Songwriter am Werk sind, die virtuos mit Spannungsbögen arbeiten können. Die Eingängigkeit bleibt dabei, das ist der Nachteil, ein wenig zurück. Einen „Hit“ wie „Godhead’s Lament“ bekommt man somit nicht, jedoch spannende Musik mit Ambientcharakter.
Freunden der psychedelischen Musik kann man „Beneath The Mire“ empfehlen, denn zumindest das Intro klingt stark nach nächtlichen Fieberträumen in den Sümpfen der amerikanischen Südstaaten. Eh' hat die Musik in meinen Ohren einen leichten Südstaaten-Einschlag erhalten, was durch die spröde Produktion (im positiven Sinn) noch unterstützt wird.
„Atonement“ reichert dieses Element durch einige Nuancen Jazz an (man höre das Piano), klingt ansonsten aber so entspannt wie ein beliebiges Stück vom letzten Album. Nicht sonderlich spektakulär, aber durchaus nett zum Entspannen.
Platziert ist das Stück in jedem Fall richtig, denn das folgende „Reverie/Harlequin Forest“ dauert knapp 12 Minuten. Die Grundausrichtung des Albums ist hier gut zu erkennen: Der cleane Gesang überwiegt insgesamt und es wechseln sich verzerrte Gitarren mit den akustischen in schöner Regelmäßigkeit ab. Dazu kommen interessante Breaks und ein brillanter Mikael Åkerfeldt am Mikrofon. Wie dieser es schafft, sich von Album zu Album noch weiter zu steigern, ist wirklich toll.
Vor allem grandios klingt er bei „Hours Of Wealth“, das auch mein Favorit auf „Ghost Reveries“ ist. Die Harmonien sind umwerfend schön und der bluesige Gesang tut sein übriges. Steht für mich auf einer Stufe mit „A Fair Judgement“, wenn die Stücke auch nur gemein haben, dass sie durch und durch ruhig und besonders schwermütig sind.
Der Brocken des Albums ist hingegen gleich nach diesem Schmankerl platziert. „The Grand Conjuration“ erweist sich klanglich als recht ungewohnt mit lautem, verzerrten Bass und einem untypischen Beat. Insgesamt gesehen wächst das Stück aber mit jedem Durchgang und gefällt mir durch seine ungewohnte Machart sogar besser als die drei anderen Stücke mit Überlänge, da einfach mehr hängen bleibt.
Ruhig klingt das Album schließlich mit „Isolation Years“ aus.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Opeth das Album vorgelegt haben, das einfach kommen musste. Nach dem Doppelschlag Deliverance/Damnation folgt nun die Symbiose aus diesen, angereichert durch Südstaatenflair und die Inspiration Per Wibergs. In Sachen Atmosphäre kann man „Ghost Reveries“ wohl kaum übertreffen, dafür sorgen auch die thematisch ähnlich gelagerten Texte. Man könnte fast von einem Themenalbum sprechen. Mir persönlich gefällt das zwar alles sehr gut, nur vermisse ich bei den längeren Stücken die großartigen Melodien, die es noch auf der „Still Life“ gab. Ein paar mehr erhabene Momente müsste die Band schon bieten, um über 66:00 Minuten schadlos zu kommen. Abgesehen davon werden Opeth Fans sicherlich nicht zu sehr enttäuscht werden, da die oben genannten Qualitäten kaum bestreitbar sind.
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