Summoning - Oath Bound

Summoning - Oath Bound
Epic Black Metal
erschienen am 31.03.2006 bei Napalm Records
dauert 68:58 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Bauglir
2. Across the streaming tide
3. Mirdautas Bras
4. Might and glory
5. Beleriand
6. Northward
7. Menegroth
8. Land of the dead

Die Bloodchamber meint:

Ich möchte den auf Objektivität bedachten Leser dieser Zeilen gern im Voraus warnen: Die folgende Rezension ist das momentan letzte Glied in einer Kette von Abhängigkeiten und Bewunderung und sollte daher auch als solches betrachtet werden. Wer also bisher mit dieser Band so seine liebe Not hatte, der wird auch in "Oath Bound" keine Erfüllung finden, dagegen bietet sich allen anderen ein faszinierender Born sagenhafter Klangmalereien dar, der Summoning auf dem einstweiligen Höhepunkt ihrer Kunst zeigt.

Die Scheibe startet mit dem ungewohnt fröhlichen "Bauglir", einem kurzen Song, der von allerlei Blasinstrumenten lebt und über opulentem Schlagwerk auch noch einen Erzähler zu Wort kommen lässt, der den Hörer nebst mantraartigen Schlachtrufen mit in die Welt der Österreicher hinübernimmt.
Das 10+ Minuten lange "Across The Streaming Tide" empfängt uns mit einem ruhigen, weiträumigen Bläserthema, zu welchem sich die typischen, leicht verwaschenen Gitarren gesellen, deren Intensität sich zwischen den beiden Vorgängeralben einpendelt. Die rhythmische Hektik von “Let Mortal Heroes...” hingegen wurde zugunsten breit dahinfliessender Strukturen ad acta gelegt, die man am ehesten mit der “Nightshade...”-EP vergleichen könnte. In ähnlich alte Zeiten verweisen auch die immer wieder auftauchenden Breaks, bei denen bis auf die Drums und eine ruhige Keyboardlinie sämtliche Instrumente verstummen, bevor dieses Skelett nach und nach wieder mit Leben erfüllt wird.
Das nachfolgende “Mirdautas Vras” fällt zunächst durch die Abwesenheit von Gitarren auf, stattdessen gibt es fast rituell anmutende Schlachtenpoesie, welche ihre Dynamik vor allem den posaunenartigen Bläsersätzen und marschierenden Drumarrangements verdankt. Die garstig daherkommenden Lyrics wurden zudem komplett in der schwarzen Sprache Mordors verfasst, was für einen bösartigen Gesamteindruck sorgt – Nazgulschreie inklusive.
Noch extremer spielt “Might And Glory” mit den Laut-leise-Gegensätzen. Das Fundament aus orchestralen Keys und schnurrenden Gitarren wird desöfteren von sehr zurückhaltenden Phasen unterbrochen, hin und wieder ergänzt mit einer Bläsermelodie und schliesslich auch einem Chor, der allerdings wieder nicht so ganz zu überzeugen vermag – die an sich schon sehr vielschichtige Musik gewinnt durch das leicht “unscharfe” Nachsingen von Keyboardlinien einfach nichts Wesentliches hinzu.
“Beleriand” ist vielleicht der gitarrenlastigste Song auf “Oath Bound”, was durch treibende Percussion und die geschickt phrasierten Vocals noch unterstrichen wird. Zwar kommen auch hier wieder diverse Breaks und eine einschmeichelnde Flötenmelodie zum Einsatz, aber insgesamt klingt “Beleriand” nach tongewordenem Aufbruch und Waffenschwur.
“Northward” gleicht vom strukturellen Blickwinkel her am ehesten “Might And Glory”, allerdings sind die Synths etwas vielschichtiger und als Melodieträger kommt neben Bläsern auch ein Piano zum Einsatz. Was diese beiden Schwesterlieder auszeichnet, sind die regelmässig eingesetzten Effekte in Form von Krähenschreien und menschlichen Klagelauten, die frühzeitig für einen hohen Wiedererkennungswert sorgen.
Sehr “Dol Guldur”-lastig kommt anschliessend “Menegroth” daher: Vielschichtige Bläserharmonien, filigranes Schlagwerk und ein starkes Thema lassen etwa an “Kôr” denken, während durch diverse Keyboardspielereien sehr schön das Glitzern und Tröpfeln in den tausend Grotten am Esgalduin wiedergegeben wird.
Das über 12 Minuten lange “Land Of The Dead” markiert schliesslich den Schlusspunkt eines epischen Werkes und vereint dementsprechend die Elemente der vorangegangenen Songs noch einmal, bevor uns ein letzter Chor zurück in die Realität entlässt.

“Oath Bound” kann in meinen Augen das Vorgängeralbum in allen Belangen mühelos übertreffen, da hier idealerweise der Bogen zwischen epischen “Dol Guldur”-Zeiten und dem etwas differenzierteren (und härteren) Sound der “Stronghold”-Ära geschlagen wird. Wo “Let Mortal Heroes...” noch allzu bemüht nach alten Zeiten schielte und die Magie der überlangen Glanzwerke zugunsten eingängigerer und kurzer Stücke etwas verwässerte, ist das neue Werk die Quintessenz aus dem bisherigen Schaffen.
Und da man trotz allem nicht stagniert, stehen den Österreichern für das nächste Album nun wieder alle Türen offen...
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