Dark Tranquillity - Fiction

Dark Tranquillity - Fiction
Melodic Death Metal
erschienen am 20.04.2007 bei Century Media
dauert 45:46 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Nothing To No One
2. The Lesser Faith
3. Terminus (Where Death Is Most Alive)
4. Blind At Heart
5. Icipher
6. Inside The Particle Storm
7. Empty Me
8. Misery's Crown
9. Focus Shift
10. The Mundane And The Magic

Die Bloodchamber meint:

Haben DARK TRANQUILLITY eigentlich schon einmal irgendetwas Schlechtes veröffentlicht? Mal abgesehen von den vielleicht nicht ganz so gelungenen ersten Gehversuchen und das von einigen kontrovers aufgenommene „Projector“ eigentlich nicht. Auch „Fiction“ wird daran nichts ändern, so viel sei bereits im Vorfeld verraten. Viel mehr noch, das neue Album stellt einmal mehr eine Steigerung dar, wo kaum noch eine möglich zu sein schien.

Von der nach „Character“ angekündigten großen Veränderung ist allerdings zunächst erst einmal nicht viel zu merken. Die Band setzt genau an der Stelle an, wo der Vorgänger aufhörte, gibt sich allerdings von Beginn an viel offener. Dies äußert sich in weitaus melodischeren und eingängigeren Songs, welche die Eingewöhnungszeit der „Character“-Stücke auf ein Minimum reduzieren. „Fiction“ knallt quasi von Beginn an und bietet mitreißenden melodischen Death Metal, bei dem man sich stets aufs Neue fragt, wie es die Band schafft, seit mittlerweile vier Alben ihren Stil kaum zu variieren und dennoch immer wieder solch spannende und erfrischende Melodien aus dem Ärmel zaubern kann.

Neben der verspielten, aber fortwährend zielgerichteten Gitarrenarbeit und den kratzigen, aber verständlichen Vocals spielt auch der Synthesizer erneut eine wichtige Rolle. Fernab von klinisch kalten und bewusst auf modern getrimmten Elektronik-Einsprengseln veredeln dezente und warme Klavierklänge die dargebotenen Kompositionen, so dass sich ein angenehm altmodisches, aber nicht altbacken wirkendes Gesamtbild ergibt. Man wird einfach das Gefühl nicht los, dass sich die Band der Wirkung jeder einzelnen Note stets bewusst war - so zielstrebig bohren sich die einzelnen Stücke in den Gehörgang.

Einzelne Songs zu beschreiben ist schwer, denn sobald man mit einem beginnt, stellt sich unversehens das Gefühl ein, ein anderes Stück unfairerweise zu vernachlässigen. Dennoch sei auf das dynamische „Indside The Particle Storm“ hingewiesen, welches sehr schön die Ruhe nach und vor einem Sturm illustriert. „Empty Me“ schlägt zwischendurch arg vertrackte Wellen, vertröstet anschließend aber mit einem absoluten Gänsehautmoment. „Misery’s Crown“ erweckt überraschenderweise den Klargesang von „Projector“ zu neuem Leben. Dieser wirkt im Zusammenspiel mit den bekannten Grunzlauten aber alles andere als verstaubt – Im Gegenteil, davon hätte es ruhig mehr sein können. Und letztlich lässt auch „The Mundane And The Magic“ in Form von weiblichen Vocals (der aktuellen THEATRE OF TRAGEDY-Trällerine Nell Sigland) ein zuletzt auf „The Mind’s Eye“ verwendetes Element wieder auferstehen.

Letztlich kann man solange suchen, wie man will: Schwächen gibt es keine auf „Fiction“. Vielmehr bietet es 45 Minuten beste Unterhaltung mit sehr langer Halbwertszeit, die einfach die Höchstnote rechtfertigen, da kaum vorzustellen ist, was man daran noch verbessern könnte. Die Schweden beweisen einmal mehr, dass das Genre alles andere als tot ist, und nicht jeder Schritt nach vorn auch zwingend positiv sein muss. Hunde pinkeln auch immer wieder an dieselben Stellen, das wird schon seinen Grund haben…
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