Disillusion - Back To Times Of Splendor

Disillusion - Back To Times Of Splendor
Progressive Metal / Metal
erschienen am 05.04.2004 bei Metal Blade Records
dauert 56:50 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. And The Mirror Cracked
2. Fall
3. Alone I Stand In Fires
4. Back To Times Of Splendor
5. A Day By The Lake
6. The Sleep Of Restless Hours

Die Bloodchamber meint:

Mit enormen Vorschusslorbeeren und ebenso hohen Erwartungen erscheint nun nach einem guten dreiviertel Jahr der erste Full-Length-Longplayer der Leipziger Band DISILLUSION. Und obwohl mein kleines rebellisches Herz jetzt allzugerne aufgrund der zu erwartenden Lobhudeleien für dieses Album einen netten kontrastierenden Verriss schreiben möchte, muss ich mir aber einfach eingestehen, dass "Back To Times Of Splendor" ein herausragendes Stück Musik geworden ist, an dem man sich kaum satt hören kann.

Obwohl sich diese CD bereits seit vielen Wochen in meinem Besitz befindet und ich sie bereits unzählige Male verinnerlicht habe, konnte ich mich dennoch nie überwinden, endlich das dazugehörige Review zu verfassen. Zu gross war die Angst, die angemessenen Formulierungen nicht zu finden und dem Leser auch nur einen wichtigen Aspekt dieses komplexen Werkes vorzuenthalten. Allerdings bin ich nun nach unzähligen Hörsessions, die in ihrer Anzahl jede dieses Jahr erschienene Scheibe deutlich übersteigen, zu einer finalen Erkenntnis gekommen: "Back To Times Of Splendor" bis ins Letzte auseinander zu nehmen ist schier unmöglich! Vielmehr muss und sollte jeder Hörer den Weg der Erkenntnis selbst beschreiten. Ich kann hier lediglich einen kurzen Reiseführer für die Fahrt in die alten glorreichen Zeiten anbieten.

Rein technisch gesehen hat sich seit den Zeiten von "The Porter" so einiges getan. Vielfältige und detaillierte Instrumente und Arrangements sowie sehr gezielt eingesetzte Vocals rechtfertigen zu jedem Zeitpunkt die relativ lange Entwicklungszeit. Da wird gekeyboardet, gejazzt, gefiedelt und gerifft. Dazu wird geflüstert, gesungen, geschrien, gejammert und manchmal auch nur bei minimaler Akustik einfach in alten Erinnerungen geschwelgt. Jeder der überlangen Songs wurde bis ins letzte Detail ausgearbeitet und stellt einzeln für sich gesehen ein schlüssiges Werk dar. Im zusammenhängenden Verbund allerdings formen die Einzelbestandteile eine ebenso glaubhafte wie durchgängige Geschichte voller Dynamik und Faszination. Denn obwohl einige Skeptiker bei den bisherigen Veröffentlichungen der Band sicherlich eine gewisse Strukturlosigkeit vorwerfen konnten, haben DISILLUSION es hiermit geschafft, eine stets nachvollziehbaren roten Pfad einzubauen, der zu Beginn noch von vielen Dornen und überhängenden Büschen bewachsen ist, sich aber bei jedem Durchlauf beständig verbreitert und leichter begehbar wird.

Mag sein, dass DISILLUSION seit "The Porter" ein wenig Härte eingebüsst haben, dafür haben sie aber etwas viel Wichtigeres gewonnen: Die langersehnte Fähigkeit, all ihre geballte Energie und Kreativität dem Hörer in angemessener Form zu vermitteln und ein Album abzuliefern, welches auch nach etlichen Durchläufen noch zu Entdeckungstouren anregt und mir jedesmal den Atem verschlägt, sobald ich versuche, irgendwelche Kleinigkeiten herauszusuchen, die man eventuell noch verbessern könnte.
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