Arch Enemy - Doomsday Machine

Arch Enemy - Doomsday Machine
Melodic Death Metal
erschienen am 22.08.2005 bei Century Media
dauert 48:37 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Enter The Machine
2. Taking Back My Soul
3. Nemesis
4. My Apocalypse
5. Carry The Cross
6. I Am Legend / Out For Blood
7. Skeleton Dance
8. Hybrids Of Steel
9. Mechanic God Creation
10. Machtkampf
11. Slaves Of Yesterday

Die Bloodchamber meint:

Beim Thema ARCH ENEMY gibt es seit ein paar Jahren eigentlich zwei verschiedene Meinungen, und diese hängen nahezu immer mit dem Einsteig von Grunzqueen Angela Gossow sowie dem daraus entstandenen Album „Wages Of Sin“ von 2002 zusammen. Während die eine Fraktion die alten Sachen vergöttert und glaubt, daß die Band seit dem Wechsel am Mikro völlig ausgewimpt sei und nun den berühmten „Girlie Death“ spiele, lobt der Rest das zunehmend eingängigere Songwriting und ist sich durchaus bewußt, daß die Dame der Band viele Türen aufgestoßen und neue Hörerschichten ermöglicht hat.
Ich persönlich gehöre eher zur zweitgenannten Gruppe und freue mich daher über das neue Album „Doomsday Machine“ mindestens genauso innig wie Rocky nach seinem Sieg gegen Apollo Creed in der 15ten Runde, denn das Teil knüpft nahtlos an das 2003er Geschoß „Anthems Of Rebellion“ an (das bei uns mit 7 Punkten – Gastarbeiterwertung – übrigens schändlich unterbewertet wurde).
Dank der absolut derbe knallenden Produktion (Rickard Bengtsson und Andy Sneap – wann wird letztgenannter endlich zum Ritter geschlagen ?) stellen sich schon beim kurzen Intro „Enter The Machine“ die Nackenhaare hoch : ultrafettes Drumming, messerscharfe Riffs und die unverkennbar geilen Soli aus den Axt des ehemaligen Carcass Klampfers Michael Amott – that’s metal, baby ! Wenn dann aber der Opener „Taking Back My Soul“ über einen hereinbricht, ist die Contenance endgültig zum Teufel und man beginnt, die eigene Bude auseinander zu nehmen. Der Song geht flott nach vorne ab, Angela röchelt wesentlich unverständlicher als zuletzt, die Gitarren braten ohne Ende – naja, in die Fresse eben. Genauso muß das !
Mit „Nemesis“ folgt die erste Single, die ebenfalls verdammt gut ist, allerdings einen fast schon ZU eingängigen Refrain am Start hat. Die Textzeile „All For One, One For All, We Are Strong, We Are One“ könnte jedenfalls schon fast Manowar Konkurrenz machen. Trotzdem ein klasse Track, der als logischer „We Will Rise“ Nachfolger durchgeht, vor allem wenn man die obligatorische „Fäuste recken“ Passage bedenkt. Überhaupt fällt auf – auch losgelöst von „Nemesis“ - , daß ARCH ENEMY mehr und mehr Elemente aus dem Thrash und Heavy Metal Bereich in ihren Sound einfließen lassen. Ich finde das durchaus begrüßenswert, aber puristische Death Jünger werden damit weniger ihren Spaß haben.
Wie dem auch sei, mit „My Apocalyse“ gibt’s dann einen knallharten Stampfer auf die Ohren, der zwar recht simpel gehalten ist, aber durch einen clever eingestreuten Computereffekt absolut aufgewertet wird. Ansonsten groovt das Teil jedenfalls sehr gut und bewegt sich mit den sehr tiefen Death Riffs wieder ein bißchen back to the roots, was man übrigens auch vom anschließenden „Carry The Cross“ behaupten kann. Auch hier gibt’s wieder einen sehr dynamischen Refrain und ne grandiose Solopassage zu hören. Super !
Der Überknaller folgt schließlich auf Position sechs : das zweigeteilte „I Am Legend / Out For Blood“ beginnt wie ein altes Maiden Instrumental (siehe „Transylvania“), schaltet aber kurz darauf mal eben drei Gänge höher und wird zu einem kompromißlosen Death Metal Geschoß mit famosem Powerriffing und derben Blastbeats. Der beste Track der Scheibe !
Danach allerdings muß man doch feststellen, daß das Songwriting Level etwas absinkt. Der Midtempo Brecher „Skeleton Dance“ ist guter Durchschnitt, das Instrumental „Hybrids Of Steel“ (übrigens sogar mit ein paar Dream Theater Anleihen) kommt gut, killt aber nicht, und mit dem sehr zerfahrenem „Mechanic God Creation“ gibt’s tatsächlich sowas wie einen Schwachpunkt zu hören. Der schnelle Kracher „Machtkampf“ – zum Glück bzw. leider NICHT auf deutsch gesungen – reißt allerdings wieder einiges raus, und mit dem soliden Rausschmeißer „Slaves Of Yesterday“ geht „Doomsday Machine“ dann doch absolut versöhnlich zuende.
Die erste Albumhälfte bewegt sich nahezu ausnahmslos auf 9,5 bis 10-Punkte-Niveau, wird aber leider durch die „nur“ überdurchschnittlichen Tracks am Ende etwas ausgebremst. Schade, denn sonst hätte man hier sicherlich vom besten ARCH ENEMY Album überhaupt sprechen können. Allerdings ist das wirklich nur ein ganz kleiner Wermutstropfen, der nicht darüber hinweg täuschen kann, daß „Doomsday Machine“ ein absoluter Burner im Melodic Death Sektor geworden ist. Trotz der kleinen Mängel also absolut verdiente neun Punkte für eine DER Bands mit Zukunft. Ich freu mich auf die Tour !
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