Moonspell - Memorial

Moonspell - Memorial
Gothic Metal
erschienen am 21.04.2006 bei SPV, Steamhammer
dauert 64:55 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. In memoriam
2. Finisterra
3. Memento mori
4. Sons of earth
5. Blood tells
6. Upon the blood of men
7. At the image of pain
8. Sanguine
9. Proliferation
10. Once it was ours
11. Mare nostrum
12. Luna
13. Best forgotten
14. Atlantic (Bonus)

Die Bloodchamber meint:

Die Zeit vergeht, das Wetter ändert sich, Menschen ändern sich. Mal zum guten und mal zum schlechten, aber irgendwann kommt stets einmal eine Zeit, in der man sich an die eigene Vergangenheit erinnert, sei es nun im positiven oder negativen Sinne. Mit ihrem nunmehr siebten Album „Memorial“ setzen sich MOONSPELL ihrer eigenen Vergangenheit und den Neunzigern allgemein ein deutliches Denkmal, gravieren ihre Inschrift aber mit modernsten Werkzeugen.
Vor allem mit ihren letzten Alben hatten die Portugiesen eine eigene Marke entwickelt, ohne aber auf häufige Experimente zu verzichten. Besonders die kontrastreichen Eigenduette von Sänger Fernando sorgten für einen hohen Wiedererkennungswert, und eingängige Hits wie „Everything Invaded“ vom drei Jahre alten Vorgänger haben auch heute nichts von ihrer Faszination verloren. „Memorial“ allerdings widmet sich eher den etwas düsteren Anfangszeiten der Band und verzichtet so gut wie ganz auf den markanten Klargesang. Vielmehr passen sich die Vocals dem strukturell eher geradlinigerem Songmaterial an und münden neben dem übriggebliebenen Brüllern allenfalls in leises Flüstern und Sprechgesang.
Obwohl wie bereits erwähnt vom Zuhörer keine besonders aufwendigen Gehirnverrenkungen bezüglich der dargebotenen Strukturen erwartet werden, ist „Memorial“ noch ein ganzes Stück von leichter Kost entfernt. Anstatt auf grundlegende Komplexität setzen die Portugiesen auf dem aktuellen Werk nämlich viel mehr auf Atmosphäre und schmückendes Beiwerk. Von vielen kleinen Keyboard-Schnipseln bis hin zu aufwendigen orchestralen Arrangements passiert eigentlich so gut wie ständig irgend etwas im Hintergrund, aber glücklicherweise passt sich dies stets ins restliche Geschehen nahtlos ein. Da beim flüchtigen Hören diese Details nur schwer komplett erfasst werden können, mag sich die Scheibe zunächst nach Durchzug anhören, gewinnt aber mit der Zeit deutlich an Klasse.
Im Gegensatz zum stark beginnenden und dann ebenso stark nachlassenden Vorgänger ist „Memorial“ in seiner Gesamtheit einfach schlüssig, glaubwürdig und auf gleichbleibend hohem Niveau. Die vielen kleinen Instrumentalstücke tragen dazu eine Menge bei, werden aber auf Dauer sicherlich des öfteren per Skip-Taste in den Interlude-Himmel wandern. Und auch wenn dieser geschlossene Song-Zusammenhalt der Gesamtstimmung mehr als dienlich ist, so lässt er doch auch keinen Platz für eventuelle Highlights. Einzig „Luna“ könnte durch den dort verwendeten, von einer Gastsängerin vorgetragenen Refrain noch auf längere Zeit im Gedächtnis hängen bleiben.
Alles in allem sollte einem potentiellen MOONSPELL-Fan klar sein, dass sich vor allem im Gesangsbereich einiges geändert hat, dafür aber in den aktuellen, düsteren Sound sehr viel Liebe ins Detail gesteckt wurde. Selbst Leute, die bisher nicht allzu viel von der Band gehalten hatten, können ruhig mal ne Nase „Memorial“ ausprobieren, zumal die druckvolle und differenzierte Produktion einmal mehr zum absolut Feinsten gehört.
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