Mit Weitsicht und Tiefgang auf dem Weg zum "andersten" Album


Interview mit Todtgelichter
Avantgarde Black Metal aus Deutschland - Hamburg
Nicht nur aufgrund ihres 2007 erschienene, tiefgründigen, sehr atmosphärischen Werkes „Schemen“ lohnt es, sich bei TODTGELICHER einmal mit einhergehender mit der Musik zu beschäftigen. Auch live verstehen es die Musiker eine einzigartige, sehr intensive Stimmung zu erzeugen. Gitarrist Frederic fand sich deshalb an einem Samstagabend bei mir zu Hause ein um über die Hintergründe und Wesenszüge dieser Klangwelt und noch mehr zu plaudern.

Ich möchte eigentlich nicht mit einer Zerpflückung der CD beginnen und auch wenn man das nun mit jedem Lied tun könnte, hat mich schon immer mal interessiert, ob sich mein Eindruck bezüglich „Blutstern“ mit deinem deckt.
Ich finde, die dramatische, stürmische, aber doch so emotionale Musik, der Text („Meine Essenz strömt in die Unendlichkeit“, „Fontänen des Hasses schießen ins All“, „Ich öffne die Tore in deine Ebene“, etc.) und der Titel sowie die sehr schönen eingebauten Walgesänge bedingen eine ganz besondere Stimmung – etwas DARKSPACE, etwas NEGURA BUNGET…


Von der Stimmung her hatte ich da öfters an den Film Event Horizon gedacht und zu dem Text an sich kann ich nicht so viel sagen, einfach deshalb, weil Tentakel Parkinson [Schlagzeug – se] den geschrieben hat. Es hat sich so ergeben, dass Text und Musik eine unheimlich enge Beziehung miteinander eingegangen sind.
Und komischerweise hat mich das irgendwie an Event Horizon erinnert und auch wenn da die Walgesänge vorkommen, ist das eine Atmosphäre, die dieses Unendliche – das spielt ja bei Event Horizon auch eine relativ große Rolle – oder dieses Tor in eine andere Dimension widerspiegelt. Das ist bei „Blutstern“ vom Text und von der Melodieführung her glaube ich ähnlich.

Aber ihr habt da jetzt nicht an den Film gedacht, oder?

Nein, Event Horizon kam im Nachhinein. Das war einfach eine ganz natürliche Form des Songwritings. Mir fielen die Riffs ein, dann kam Claudio mit den Leadgitarren dazu und das hat sich dann so aufgebaut, was dann letztendlich in diesen sehr sphärischen Part mit dem Walgesang gemündet ist. Ich finde auch, dass „Blutstern“ einer der wichtigsten Songs auf „Schemen“ ist.

In diesem Zusammenhang würde es mich freuen, wenn du die Worte „Vollkommenheit“, „Essenz“ und „Magie“ einmal aus deiner Perspektive mit etwas Beschreibung füllen könntest.

Was wir versuchen, was jeder Musiker versucht, um es erst einmal allgemein zu formulieren, ist, ein
möglichst gutes Album aufzunehmen, wobei „gut“ natürlich immer doch ein sehr schwammiges Wort ist (lacht).
Und jetzt kommen wir zur Vollkommenheit: Im Grunde genommen kann, wenn man fünf Leute in der Band hat, niemals ein vollkommenes Werk für dich persönlich entstehen, weil immer Kompromisse dabei sind.
Es ist eben ein Werk, das von fünf Individuen gestaltet wird, da kann man denke ich immer nur eine gewisse Vollkommenheit, ein sehr sehr gutes Ergebnis ankratzen.
Ich glaube, dass Vollkommenheit an sich schwierig ist, weil jeder das anders sieht. Jeder hat andere Emotionen oder andere emotionale Zugänge dazu, verbindet andere Erlebnisse in seinem Leben mit diesen Songs. Insofern ist Vollkommenheit eine absolut subjektive Sache, es gibt in meinen Augen kein vollkommenes Album.
Und das streben wir eigentlich auch nicht an. Ich glaube, wir streben eher an, ein anderes Album aufzunehmen. Vielleicht kann man das so sagen: Das „anderste“ Album überhaupt. Da sind wir erst am Anfang und versuchen uns weiterzuentwickeln.
Fünf Individuen, die ihre melancholischen, depressiven, teilweise perversen, Gedanken und Erlebnisse versuchen in Musik zu fassen – das ist die Essenz. Und da geht es nicht in erster Linie darum, dass wir versuchen wollen, mit dem nächstem Album, ein total krasses Black Metal-Album aufzunehmen, sondern es geht erst einmal um Emotion und dann stellt sich die Frage, wie man das musikalisch umsetzen kann.
Magie kann dann nur entstehen, wenn du aus dem Bauch heraus arbeitest und nicht mit Vorsätzen. Ja, dann tut mir Leid, sehr lange Antwort, aber…

Nein, das ist gut, ich mag lange Antworten…

Ist halt auch ganz schön „finster“, nach Vollkommenheit, Essenz und Magie zu fragen.

Ich hätte auch anfangen können: „Erzählt was über eure Geschichte. Mit wem würdet ihr gerne mal auftreten? Ist deine Lieblingsfarbe auch schwarz?“

Wir lachen…

Wie laufen die Kompositionen zu eurem neuen Album? Kannst du bereits etwas über die Ausrichtung oder die Thematik sagen oder wird sich das erst entwickeln, wenn ihr euch wieder regelmäßiger seht?


Konzeptionell ist eigentlich noch nichts konkret. Die Jungs machen halt oben [in Hamburg – se] Songs, ich höre mir das an, kann aber leider nicht mitproben und kann noch nicht viel dazu sagen, aber es sind ein paar interessante Sachen dabei. Wir bereiten uns erst einmal auf die kommende Split-CD mit AEBA vor, die dann denke ich Mitte/Ende nächsten Jahres rauskommen wird und werden dann sehen, wann und wie das neue Album ausfällt.
Das lassen wir auf uns zukommen. Ich denke, dass wir – logischerweise – weiter sind als „Schemen“. Wo und wie das dann letzten Endes im neuen Album mündet, kann ich jetzt noch nicht sagen. Auf jeden Fall habe ich keinen Bock auf „Schemen zwei“.

Was wird denn auf der CD mit AEBA drauf sein?

Zwei neue Lieder von uns, zwei neue Lieder von AEBA und wir covern einen Song von AEBA und AEBA covern einen Titel von uns. Das Konzept ist nicht neu, keine Frage, aber wir haben, ganz einfach weil AEBA sehr gute Freunde von uns sind, einfach Lust darauf gehabt, das zusammen zu machen.

Habt ihr die Melodie am Ende von „Aschentraum“ eigentlich auf der Gitarre oben hinter dem Steg gespielt? Zumindest aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dies dem Klang recht nahe kommt.

Fast richtig. Das war eine Mandoline.

Du hattest neulich einmal erwähnt, dass ihr, das heißt Claudio (Gitarre) und du, einige poppigere Riffs ausgearbeitet habt. Was kann man sich darunter vorstellen und wie gedenkst du dies umzusetzen? Nicht, dass sich das total mit eurer Musik beißen muss, aber wenn man „poppig“ hört, dann klingt das vielleicht etwas komisch.

Wenn man die Riffs von Schemen auf der Akustikgitarre spielt, dann hat man eine komplett andere Wirkung. Stell dir dazu noch eine Frauenstimme vor und dann hast einen Popsong. Es geht nur darum, dass wir weg sind oder wegkommen von diesem Moll-/Quintengeschrubbe, denn wenn man darüber Black Metal definiert, ist das kein Black Metal. Das wäre mir dann schon wichtig, darauf zu pochen.
Ich habe auf nur dieses Quintenwichse einfach keinen Bock. Klar benutzen wir das auch, darum geht es gar nicht, aber es geht mir um dieses ewige Rumgeschrubbe – wir kommen eben von der Melodie. Und wenn das so ist, bleibt es nicht aus, dass du automatisch abdriftest, wenn du auch auf der Akustikklampfe oder clean spielst.
Wir spielen die Lieder erst einmal clean, damit wir das vernünftig nachvollziehen können und erst dann wird überlegt, wo wir wie mit dem Distortion umgehen. Dann kommen noch die anderen Elemente, es baut sich dann langsam eine gewisse dunkle Atmosphäre auf.
Nimm einzelne Riffs von zum Beispiel ENDSTILLE und spiel die auf der Akustikgitarre nach, die klingen poppig. Und das macht eigentlich guten Black Metal aus. Bei dem neuen Album fiel mir das extrem auf. Wenn du die spielst, auch ohne das Gekreische, dann hast du Popsongs. Das machen sich viele einfach nicht klar.
Wenn du extreme Musik – oder generell Musik – machst, musst du dir erst einmal die Melodien klar machen, schauen ob das wirkt, ob dich das emotional flasht und das machst du nicht mit Distortion, wo du nur die
Hälfte hörst.
Das heißt nicht, dass wir auf einmal Britney Spears-Black Metal machen… (wir lachen)

Andernorts las ich, dass sich eure Bandmitglieder teils, so Mort (Gesang) und Nils (Bass), sehr am Black Metal orientieren und sich teils, so wie du und Tentakel Parkinson, mehr mit alternativeren, anderen Klängen beschäftigen.

Das kann man vielleicht sogar so stehen lassen, Tentakel Parkinson hört halt noch sehr viel extremes Zeug, also auch viel Death, Grind. Alles was extrem ist, hört er sich auch an. Er hat aber auch sehr viel Material von und Verbindungen zu avantgardistischen Sachen.
Wobei ich wiederum mehr so auf die Schmuserocknummer abfahre, sprich ANATHEMA, KATATONIA, OPETH, MY DYING BRIDE und dergleichen. Ich bin offen für alles Mögliche, auch BUENA VISTA SOCIAL CLUB höre ich mir an, Hauptsache du kannst daraus etwas für dich, und letzten Endes auch für die Band, ziehen.
Da muss ich mal Bruce Dickinson, ich glaube der Spruch war von ihm, zitieren: „Das Problem an den Metallern ist, dass sie zu viel Metal hören.“ Und das stimmt, wenn mich in einen Raum einschließe und nur die ganze Zeit MARDUK höre, dann kann das nächste Album zwangsläufig nur nach MARDUK klingen. Aber wenn ich ein breites Spektrum habe, dann haben wir eben die Möglichkeit Sachen einzubauen, denen wir so in dieser Form vielleicht noch nicht begegnet sind.

Ebenfalls an anderer Stelle las ich von Tentakel Parkinson, dass ihr noch nicht da wärt, wo ihr hinwolltet. Kannst du überhaupt beschreiben, wo ihr hinwollt bzw. gibt es da überhaupt ein „Ziel“? Oder ist bei euch eher, wie man so schön sagt, „der Weg das Ziel“?

Das Ziel, was ich ja vorhin schon mal angedeutet habe, ist nicht das „beste Album aller Zeiten“, das ist Quatsch, sondern eben dieses „anderste“ Album. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber ich denke das sehen die anderen Jungs ähnlich.
Ich kann mich nicht mit 0815-Black Metal identifizieren. Wir wollen da doch schon weiter. Und „Schemen“ hat da den ersten Schritt gemacht, das ist der Punkt, was Tentakel Parkinson meinte, dass wir noch nicht da sind, noch lange nicht da sind, wo wir hinwollen. Klar ist der Weg das Ziel, aber mir ist der Spruch doch dann etwas zu esoterisch.
Letzten Endes ist es so, dass „Schemen“ der erste Schritt ist. Wir haben denke ich da noch wesentlich mehr Raum, um uns dementsprechend zu entwickeln, weil wir logischerweise auch mit den Instrumenten besser werden.

War „Was bleibt…“ dann ein Gehversuch – provokant ausgedrückt?

Wir stehen nach wie vor hinter „Was bleibt…“ und manche Leute fanden das ja auch gut (lacht). Ich persönlich kann mich bei „Was bleibt…“ nur noch mit zwei, drei Songs identifizieren. Der Rest ist halt irgendwie so Black Metal…
Da ist es bei „Schemen“ schon eher so, dass es für mich ein wichtiges Album ist, weil wir mehr in die Richtung gehen, wo man schon von Selbstverwirklichung reden könnte. Es ist jedoch noch nicht komplett. Für mich geht es, wenn du von Vollkommenheit sprichst, darum, dass wir auch wirklich das Album machen, wo wir die Emotionen, die man beim Schreiben der einzelnen Riffs hatte, so verpackt in dem ganzen Album, dass es für jemanden, der diese Erlebnisse nicht hatte, trotzdem nachvollziehbar ist.
Da wollen wir im Grunde genommen hin und das kann man meiner Meinung nach eben nur mit anderen Elementen erreichen. Das sehen manche sicherlich anders, aber ich denke, dass man nur dahin kommen kann, indem man sich Einflüssen von außen öffnet. Und das werden wir mit dem nächsten Album mit Sicherheit auch radikaler tun.

Geht ihr beim Schreiben der Stücke immer noch so vor, dass ihr erst Ideen auf der Gitarre zusammen mit dem Schlagzeug ausarbeitet, Nils dann das Ganze passend unterlegt und Mort schließlich seinen Text stimmig daran ausarbeitet?

Das kommt immer darauf an, würde ich sagen. Manchmal bringt der eine alle Riffs mit, die wir nach dem Durchhören entweder ablehnen oder damit jammen und dann daraus was entwickeln – oder wir jammen zusammen und daraufhin entsteht irgendeine Idee. Es kommt immer darauf an, in der Regel kommt immer jemand mit einem Riff, entweder Claudio oder ich und das wird dann durchgespielt. Wenn das funktioniert, entwickeln wir das weiter.

Für euch ist ein Konzert angeblich dann gelungen, wenn ihr den Stücken Leben einhaucht. Das ist natürlich nachvollziehbar, aber ich würde mal sagen, so wie ihr das macht, ist das nicht immer der Fall – weil es bei eurer Musik schon ziemlich emotional zugeht und jetzt nicht nur rein auf Aggression oder Feiern gesetzt wird.
Was ich damit sagen will: Ich konnte bei eurem Auftritt in Aschaffenburg spüren, dass ihr den Stücken Leben einzuhauchen versucht habt, indem ihr wirklich versucht, das Ganze sehr intensiv und
atmosphärisch zu gestalten. Kannst du etwas dazu sagen? Auf welche Weise versucht ihr, oder du eben, der Musik bei einem Auftritt Leben einzuhauchen – die Dinge einfach möglichst perfekt zu spielen, mit möglichst viel Hingabe oder Emotion oder was steckt da dahinter?


Im Grunde genommen versuchen wir uns so gut wie möglich vorzubereiten, damit wir uns auf das Konzert konzentrieren können und nicht die ganze Zeit aufs Griffbrett schauen. Dadurch ergibt sich natürlich automatisch etwas. Jeder der schon mal Songs geschrieben hat, die ihn emotional berührt haben, wird das nachvollziehen können.
Wenn du ein Stück hast, das zu hundert Prozent steht, das dich auch wirklich selbst sehr berührt, dann kannst es nach außen tragen – und nur dann. Wenn Leute das in anderen Fällen trotzdem nach außen zu tragen versuchen, merkt man halt schnell, dass das affektiert ist.
Wir leben unsere Songs auf der Bühne, versuchen sie so auszulegen, dass die Zuhörer es begreifen und nachvollziehen können, was den Liedern innewohnt. Wobei man Emotion jetzt nicht in dem Maße erklären kann. Wir machen das eben, jeder in der Band macht es anders, jeder lebt sich auf der Bühne anders aus und das zusammen ist das Erscheinungsbild von uns.

Wo wir gerade schon bei Konzerten sind: Was spürst du bei einem Auftritt oder kann man das gar nicht mal „so eben“ umschreiben?

Naja, in Aschaffenburg wäre ich fast erstickt durch die Nebelmaschine (wir lachen). [In Aschaffenburg haben TODTGELICHTER mit ATRAS CINERIS, MEMBARIS, WEIRD FATE und GEIST beim Welt in Trümmern gespielt – se]

Ja, da haben sie euch ziemlich eingenebelt.

Auf jeden Fall – aber grundsätzlich ist es ein sehr intensives Erlebnis. Es kommt natürlich immer darauf an, wo du bist, mit welchen Bands du zusammen bist – das ist für uns ziemlich eigentlich wichtig. Gerade in Aschaffenburg mit MEMBARIS, ATRAS CINERIS und GEIST – da war überall ein sehr freundschaftliches Verhältnis und das beeinflusst uns dann schon sehr positiv. Auf die Situation direkt auf der Bühne bezogen, kannst du die Emotionen nicht wirklich auseinanderpflücken. Ich versuche mich einfach unserer Musik hinzugeben und alles andere passiert dann eben – oder es passiert nicht.

Tentakel Parkinson meinte, der Grundgedanke des Black Metals sollte unter anderem sein, der Menschheit ihre Verdorbenheit, Krankhaftigkeit und Dekadenz unter die Nase zu reiben. Was meinst du dazu?

Tentakel Parkinson sieht das so, ich sehe das jedoch eher so, dass ich das nicht der Welt unter die Nase reiben will. Ich persönlich möchte der Welt nichts beweisen oder zeigen, ihr irgendetwas vor Augen halten, ich persönlich sehe das eher als Spiegelung von meinen dunklen Emotionen.. Alles an Perversion und Krankheit, was du im Gehirn hast, das jeder hat, das ist die Grundessenz für meine Herangehensweise an Songwriting. Auch schönere Sachen, wie melancholische Gefühle und Ähnliches, werden verarbeitet. Das ist für mich Black Metal. Das unterscheidet sich natürlich teilweise von dem, was Tentakel Parkinson gesagt hat, aber jeder von uns sieht das ein bisschen anders.

Ich erfuhr, dass du bereits eigene Werke (Frederic ist von Beruf Steinmetz) auf bestimmten Veranstaltungen wie dem „Rock for Roots“ ausgestellt hast. In diesem Rahmen las ich weiterhin, dass du von der Band am ehesten heidnischem Gedankengut und viele ursprüngliche Lebensvorstellungen hättest. Kannst du da etwas mehr dazu sagen? Was für eine Rolle spielt dies für dich? Weiterhin wäre es natürlich noch interessant zu wissen, inwiefern sich das dann in der Musik widerspiegelt.

Bei TODTGELICHTER spielt das gar keine Rolle. Das war auf „Was bleibt…“ noch bei ein/zwei Songs spürbar, aber für das neueste Album, für „Schemen“, haben wir komplett auf naturmystische, religiöse Anwandlungen verzichtet, weil uns da andere Sachen wichtiger sind und das wird auch in Zukunft so sein.
Zu meiner Person: Ich habe gerade im naturreligiösen Bereich diese Affinität, auch durch meinen Beruf, dadurch, dass ich Steinbildhauer bin und auch in der Reanactment-Szene aktiv bin. Aber das hat mit TODTGELICHTER eben nichts weiter zu tun. Das ist mir persönlich schon ziemlich wichtig, dass man das trennt. Der Torshammer bei uns im Logo spiegelt das natürlich schon ein wenig wieder, aber grundsätzlich ist es bei uns das Emotionale, was entscheidend ist und die kränkelnde menschliche Psyche.

Ich bin der ewigen politischen Diskussionen müßig und wollte das hier auch außen vor lassen, aber aus aktuellem Anlass möchte ich kurz eure vom „Bifff“ völlig falsch ausgelegte, eigentlich wirklich gute und unterstützenswerte Stellungnahme zu diesem Thema ansprechen. Wie sollte man mit so etwas umgehen bzw. was macht ihr nun in diesem Fall mit solchen Institutionen?

Was man damit macht, weiß ich auch nicht genau. Ich finde es im Grunde genommen einfach nur tragisch, das ist das Einzige, was mir dazu einfällt. Es ist wirklich tragisch. Es ist ja eine gute Sache, sich gegen Rechtsextremismus zu stellen und auch gegen rechte Tendenzen innerhalb der Black Metal-Szene vorzugehen, das unterschreiben alle fünf von TODTGELICHTER. Es geht eben immer um die Art und Weise. Der „Bifff-Typ“ ist ja leider nicht in der Lage einen vernünftigen Diskurs zu führen, ansonsten wären mit Sicherheit einige Ungereimtheiten von Vorneherein geklärt gewesen.
Ich persönlich empfinde es auch als sehr kränkend, weil wir uns klar geäußert haben. Wir wollen von keiner Seite instrumentalisiert werden. Ich kann es auch einfach nicht nachvollziehen, mir fehlen auch die Worte. Wir haben jetzt noch ein zusätzliches (englisches) Statement verfasst, das nun auf der Homepage zu lesen ist [ihr findet es unter dieser Adresse - se].
Ich kann das hier noch mal ganz klar sagen: Wir wollen nichts mit Rechten, rechten Tendenzen und nationalsozialistischen, nationalromantischen und ähnlichen Attitüden zu tun haben. Wir wollen aber auch nicht von irgendwelchen linksradikalen Gruppen vereinnahmt werden. Wir wollen einfach unsere Musik machen, wir wollen uns selbst ausleben, uns persönlich ausleben. Das ist die Intention von TODTGELICHTER. Es war immer so, dass es um uns geht, um unsere Persönlichkeit, um unsere tiefgehenden, emotionalen, krankhaften Phantasien.
Das ist TODTGELICHTER und nicht politische Scheiße und ich begreife es nicht, dass Leute trotzdem so unreflektiert etwas ins Netz setzen. Damit macht man in der Regel mehr kaputt, man müsste sich wirklich einmal einem Diskurs stellen, versuchen, etwas zu machen und vor allen Dingen auch irgendwelchen Kids zu zeigen, dass es auch Leute in der linken Szene gibt, die wirklich etwas drauf haben. Ich finde es
schade, dass dadurch die komplette linke Szene diffamiert wird, das muss man ganz klar sagen.
Alle schmimpfen jetzt auf die Antifa. Das ist letzen Endes nicht Sinn und Zweck des Bifff. Ich finde es jedenfalls, um noch mal meinen Begriff von vorhin zu nennen, wirklich tragisch. Aber wir haben uns jetzt noch einmal dazu geäußert und mehr kann man da eigentlich nicht machen.

Es stehen ja zwei Auftritte mit ATRAS CINERIS an – beim TOD UND TEUFEL und wo noch?

Ja, das ist zum einen das TOD UND TEUFEL am 28. Juni im Kessel in Offenburg, wo außerdem KARG, GROTESQUE IMPALEMENT und eine weitere Band spielen werden; außerdem wahrscheinlich am 27. Juni, also ein Tag davor, in Frankfurt.

Und mit NEGURA BUNGET spielt ihr in Berlin?

Ja, genau, im November. Wir spielen am Freitag, den 7. November, in Berlin im K17 mit NEGURA BUNGET, THORNGOTH und PANYCHIDA und am Samstag, den 8. November, ohne NEGURA BUNGET mit THORNGOTH, PANYCHIDA einer weiteren Band im From Hell in Erfurt.
Am 31. Mai supporten wir außerdem AEBA bei ihrem Releasegig in der Pumpe in Kiel, die wirklich ein grandioses neues Album in der Hinterhand haben.

Welche Festivals wären für euch in Sachen Auftritt interessant?

Interessant sind sicherlich auch die größeren Festivals, wir sind ja nicht wirklich alte Hasen im Festivalgeschäft. Mich würden eigentlich fast alle Festivals reizen, sprich Summer Breeze, Kaltenbach, selbstverständlich das Party.San, das Barther Open Air finde ich auch interessant, das Ragnarök könnte ich mir ebenfalls vorstellen. Ansonsten sind wir eigentlich für alles Vernünftige zu haben, wenn man rechtzeitig Bescheid weiß.

Alles klar – das Interview neigt sich nun seinem Ende zu und es wäre interessant, wenn du abschließend noch einen kleinen Ausblick geben könntest.

Da ist auf jeden Fall die AEBA-Split Mitte/Ende nächsten Jahres zu nennen. Außerdem werden wir nächstes Jahr vielleicht auch endlich einmal eine Tour an land ziehen und 2010 kommt denke ich das nächste Album raus – und da warten wir alle gespannt drauf.

Ich bedanke mich für das Interview! Schön, dass du dir Zeit genommen hast. Den Abschluss darfst du machen.

Erst einmal danke Stefan, für die recht „intellektülen“ Fragen und alles Gute noch für dich und Bloodchamber.
Alle die sich noch genauer über die politischen Zusammenhänge von TODTGELICHTER informieren wollen, sollten sich unser Statement in englisch wie deutsch noch mal durchlesen und bei unklaren Sachen kann man uns auch durchaus mal direkt anschreiben. Wir scheuen uns nicht davor, dann in Kontakt zu treten.
Ansonsten noch der Klassiker: Schaut auf unserer Myspace-Seite und unserer Homepage vorbei (lacht). „Schemen“ ist immer noch zu kaufen, beim Händler des Vertrauens und an die Auftritte möchte ich auch noch mal erinnern.
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