Wenn du wahre Kunst erschaffen willst, musst du frei von äußeren Einflüssen sein.


Interview mit Todtgelichter
Avantgarde Black Metal aus Deutschland - Hamburg
Nachdem „Schemen“ in der Metalszene schon sehr gut angekommen ist, veröffentlichten TODTGELICHTER vor ein paar Tagen ihr neues Album „Angst“. Dass Mort vor den Aufnahmen die Hamburger verlassen hat, wird so einige zweifeln lassen haben, ob TODTGELICHTER zu alter Stärke zurückfinden. Doch Nils hat sich seinem Part angenommen und enttäuscht nicht, im Gegenteil: Zusammen mit Marta und Frederic bildet er ein Dreigespann, das zur „neuen“ Musik des Quintetts passt, wie die Faust aufs Auge. Und mit ihrem Wechsel von Folter Records zu Aural/Code666 haben TODTGELICHTER auch nichts Falsches getan. Soviel Neues; also Grund genug, um Drummer Tentakel Parkinson mal auf den Zahn zu fühlen.

Ahoi nach Hamburg! Und von mir aus erst mal einen herzlichen Glückwunsch an Euch. Ihr habt mit "Angst" ein Wahnsinns-Album herausgebracht. Mal die obligatorische Frage: Wie sind die Reaktionen
auf das Album bisher? Ihr habt Euch musikalisch schließlich ganz schön verändert. Kommt mit der Wandlung jeder klar?


Moin! Danke für die Blumen; ja, die Reaktionen sind bis jetzt unglaublich überwältigend. Leider etwas einseitig, da sich nur die Presse bis jetzt richtig daran erfreuen kann. Das Album ist gerade erst erschienen. Kann mir gut vorstellen, dass der ein oder andere Fan da etwas schlucken muss. Für uns ist die Veränderung gar nicht so groß, aber nach drei Jahren Pause kommt natürlich einiges zusammen, was auf einen Unbeteiligten wie eine 180-Grad-Wende klingen muss: Mort hat uns verlassen und Nils‘ Gesangsstil ist ein völlig anderer; wir haben im Studio versucht, uns über den Sound komplett neu zu
orientieren; eine musikalische Veränderung hat sich auch eingeschlichen. Der Kern ist aber der gleiche geblieben, und ich denke, das hört man auch an den Melodien; wir klingen meiner Meinung nach immer noch nach uns. Nur, wer eine Wiederholung der alten Alben erwartet, ist bei uns falsch, das haben wir schon letztes Mal bewiesen. Es wird sich also zeigen, wie die Fans reagieren - ich für meinen Teil bin sehr gespannt darauf.

Bleiben wir mal beim Thema Gesang. Als ich hörte, dass Mort ausgestiegen ist, hatte ich schon arge Bedenken. Aber mit Nils habt Ihr mehr als nur Ersatz innerhalb der Band gefunden. War das eine
spontane Entscheidung oder hattet Ihr zuerst nach anderen Möglichkeiten gesucht?


Wir haben erst nach anderen Möglichkeiten gesucht, ja. Allerdings ein bisschen halbherzig - Nils hatte immer schon probeweise mit gesungen, so dass er Mort notfalls würde ersetzen können, da Morts Gesundheit und anderweitige Verpflichtungen im Zusammenhang mit Auftritten zu der Zeit immer ein kleines Risiko darstellten. Als Mort sich dann entschied, uns zu verlassen, hatten wir zwei Versuche mit anderen Sängern. Wir haben allerdings schnell gemerkt, dass es einfach keinen Sinn macht, sich jemanden heranzuziehen für etwas, was Nils sowieso am besten konnte. Was uns allerdings bis zum Schluss nicht klar war, war, wie Nils mit dem cleanen Gesang würde umgehen können - wir wussten, der cleane Anteil wird angehoben, aber auch, dass wir nicht für alles auf Marta zugreifen wollen. Letztendlich hat er sich erst im Studio als für alle Belange 100%-ig richtige Wahl entpuppt, und wir sind mehr als zufrieden damit.

Wo Du Recht hast, hast Du Recht. Nils bringt es super rüber, auf Scheibe, wie ebenso live. Wo Du schon Marta angesprochen hast; Marta hat sich ja bisher an allen Alben von TODTGELICHTER beteiligt. Am Mikro jedoch erst geringfügig auf „Schemen„. Auf „Angst“ hat sie dann doch schon mehr Einsätze. Wie kam es dazu? Im Black Metal ist weiblicher Gesang ja doch recht ungewöhnlich. Zumal es auch sehr mutig für eine Black Metal Band ist. Mal so nebenbei; ich finde, dass Martas Gesang 100%-ig zu den „neuen“ TODTGELICHTERn passt; an jeder Stelle; aber gibt es oder gab es Befürchtungen Eurerseits, dass es nicht gut ankommen könnte?

Ach, ich glaube, man interpretiert uns da insgesamt zu viel hinein. Das war für uns keine Frage von "Nutzung von Frauengesang". Wir ziehen ebenfalls kein Regelwerk für Black Metal zu Rate, sehen uns eigentlich gar nicht (mehr) als Black Metal Band im strengen Sinne und wollen dementsprechend auch keine "Regeln" brechen. Wir wollten, wie auch auf "Schemen", einfach Klargesang haben. Und Marta beherrscht den nun mal am besten, also warum nicht darauf zugreifen? Nils entwickelt sich in diese Richtung erst, aber ich denke, dass wir da mehr auf dem nächsten Album machen können. Also wie gesagt, wir sind weder mit dem Vorsatz daran gegangen, "Mut" bei der Nutzung zu zeigen, noch mit dem, es möglichst allen recht zu machen - beim Komponieren kommen zuerst mal wir selbst. Wir wollen das tun, was uns gefällt. Keiner von uns denkt daran, ob es gut oder schlecht ankommen wird, so etwas würde uns von unseren Visionen ablenken und uns zu einer Band mutieren lassen, die sich nur noch um Verkaufszahlen und die Meinung der Presse und Fans sorgt. Wenn du wahre Kunst erschaffen willst, musst du frei von äußeren Einflüssen sein. Mit diesem Gedanken sind wir an "Angst" herangegangen, und stellen uns nun der Beurteilung der Hörer - ob uns das also gelungen ist, muss jeder selbst entscheiden, das steht uns nicht mehr zu. Martas Gesang ist, genau wie unsere gewachsenen Fähigkeiten als Musiker und Songwriter, Teil eines großen Pools an Möglichkeiten, aus denen wir bei der Erschaffung unserer Musik schöpfen können und die dem großen Ganzen dienen, nicht mehr und nicht weniger.

Auf dem Barther Metal Open Air habt Ihr ja schon Kostproben von „Angst“ vorgetragen. „Cafe Of Lost Dreams“ hat sich sofort ins Hirn reingefräst. Ein Song, der sich festsetzt und immer wieder an
TODTGELICHTER erinnern wird. Für mich ein absolut geiler Song und ein wahnsinnig geiler Opener auf dem Album. Vor allem: Das Niveau wird auf dem ganzen Album gehalten. Wie lange braucht Ihr für einen solchen Song und wie kann man sich im Allgemeinen das Songwriting bei TODTGELICHTER vorstellen


Uh, schwierige Frage, haha ... Das ist ganz unterschiedlich. Das Anfangsriff von "Moloch" ist neben "Phobos & Deimos" z. B. eines der ältesten Riffs, der Song war zuerst allerdings ganz anders. Wir waren mit ihm nicht zufrieden, haben ihn liegen lassen; bis wir dann ziemlich zum Schluss des Kompositionsprozesses, kurz vor dem Studio, alles kaputt geschlagen und neu aufgebaut haben. "Phobos & Deimos" wiederum kommt ganz allein und unverändert von Claudio. Wobei es in der Regel so läuft, dass sich die beiden Gitarristen treffen, Riffs sichten und sie dann dem Rest im Proberaum vorspielen. Dann wird gejammt, geschaut, was zueinander passt, ob der "Flow", das Gefühl stimmt. Dadurch finden passende Teile ganz von alleine zueinander, und wenn die gröbsten Gerüste stehen, werden hier und da noch gezielt fehlende Riffs komponiert. Das ist ein Prozess, der sich über mehrere Wochen hinzieht und oft mehrere Lieder parallel betrifft (obwohl wir auch schon mal Songs nach nur einer Probe fertig hatten). So "reifen" die Songs über die Zeit, und am Ende fügt sich dann alles zu einem Album zusammen. Wie schon gesagt, immer das große Ganze im Auge, haha. Das endet auch im Studio nicht, es wird eigentlich laufend gefeilt und verändert, es ist erst zu Ende wenn das Album im Kasten ist. Obwohl selbst dann live noch das ein oder andere erweitert wird ... Wir lieben Veränderung.

Und die Veränderungen kommen Euch wirklich zu Gute. Mal eine Frage eines Lesers von bloodchamber.de, was das Cover zu „Angst“ betrifft. Wie seid Ihr auf das Cover des fallenden Menschen (?) gekommen? Symbolisiert er nur eine Art Angst (der des freien Falles) oder spiegelt er die Angst der Scheinbarkeit der Realität wider?

Das kommt nicht von uns, wir haben dieses mal ein neues Familienmitglied gewonnen - Y, unseren Layouter. Er war von Anfang an, an der Erschaffung von "Angst" beteiligt, das gesamte Konzept ist mit
seiner Mitarbeit gewachsen. Wir lieferten die Musik, er lieferte die visuelle Umsetzung. Das Cover ist Teil seiner Interpretation unserer Musik, und ich kann selbstverständlich nicht für ihn sprechen; aber wie auch immer man es betrachtet: Man muss einfach hinschauen. Und dann fängt das Cover an, zu wirken. Man fällt quasi selber in dieses Bild hinein. Mir persönlich gefällt gerade seine Schlichtheit und seine seltsame Fremdartigkeit und die vielen Arten, auf die man es interpretieren kann: So vielfältig man unsere Musik aufnehmen kann, so mannigfaltig kann auch das Cover wirken. Je nach Stimmung kann sich der Mann z.B. in einer Art Nirvana befinden, ohne Ängste, ohne Sorgen - quasi die Auflösung des Themas. In einer anderen Stimmung kann er sich aber auch in einer Art Stasis befinden, gelähmt. Man weiß ebenfalls nicht, ob er schwebt, fällt, liegt, schläft, tot ist oder anderes. Und was du in der Frage vorschlugst, das Scheinbare der Realität - auch eine Möglichkeit, den Hintergrund zu interpretieren. Blau ist in der Psychologie weitläufig mit Träumen assoziiert, von daher ... Es kann aber auch einfach Einsamkeit suggerieren. Wie gesagt, die Möglichkeiten sind Legion.

Simple Frage: Ist „Angst“ ein Konzeptalbum? Worum geht es ihn Euren Texten?

Simple Frage, komplizierte Antwort: Ja. Nein. Ich würde es „ein thematisch zusammenhängendes Album“ nennen; unter einem Konzeptalbum verstehe ich eine komplette Durchstrukturierung und Vernetzung aller Elemente, bevor überhaupt die erste Note komponiert wurde. Bei uns war es so, dass das Thema - "Angst" - als Stichwort in den Raum geworfen wurde, und von da aus haben wir uns leiten lassen. Jedes Lied auf dem Album ist anders, jedes eine andere Herangehensweise an das "Hauptthema" sozusagen. Die Texte spiegeln dieses wider, so stellt z.B. "Moloch" für mich die Angst vor der Einsamkeit einer einzelnen Person inmitten von Millionen Fremden dar, während "Phobos & Deimos" aus Sicht der beherrschenden, lähmenden Angst im Bezug auf moderne Medien geschrieben ist. "Bestie" greift das Thema der Urangst, der instinktiven Angst auf; "Neon" ist die Angst vor Identitätslosigkeit, vor Entwurzelung. Soviel als Beispiele, es gibt durchaus und bewusst aber auch noch andere Möglichkeiten. So kannst du "Bestie" als heftigen Seitenhieb auf Xenophobie bzw. die geschichtlichen - oder auch mit den durch Herrn Sarrazin aufgeworfenen Diskussionen um Integration brandaktuellen - Folgen daraus ansehen. Und bevor man uns jetzt politische Tendenzen unterstellt (die im Übrigen, wenn man sich den Text dann mal GENAU durchliest , alles andere als nach rechts gehen würden, wer es immer noch nicht begriffen hat) möchte ich Folgendes zu Bedenken geben: "Angst" ist ein zeitloses und deshalb immer aktuelles Thema. Wir beleuchten dieses aus einer neutralen Beobachterperspektive, nehmen quasi die Rolle des Erzählers ein. Natürlich muss ich, wenn ich mich im Jahre 2010 diesem Thema widme, als Künstler am aktuellen Zeitgeschehen sein (wenn wir diese Modernität schon für uns beanspruchen). Ich hatte mit Cornelius von SOLEFALD genau darüber ein Gespräch, den ich hier zitieren möchte: "You know -as a writer, or as a musician, you're picking up vibes or currents in the culture. So I feel more like an antenna which is just picking up signals. I process them, I somehow give them an output, a form." Ein Künstler funktioniert als Antenne, die das aktuelle Zeitgeschehen aufgreift und verarbeitet; das ist bis zu einem gewissen Grad auch das, was wir mit "Angst" getan haben. Es geht um genau diese unterschwelligen Ängste, die wir zu spüren glauben. Im Falle von SOLEFALD war die Pointe allerdings sehr makaber: Das Album "Pills Against The Ageless Ills", auf dem das USA-kritische Lied "The U.S.A. don‘t exist" zu finden ist, erschien im Jahre 2001 genau eine Woche nach 9/11. Was wiederum bedeutet, dass der Text VOR den Anschlägen entstanden ist. Selbstverständlich hoffe ich nicht, dass wir mit "Angst" etwas ähnlich Tragisches heraufbeschwören - wobei heraufbeschwören falsch ist; nicht wir sind es ja, die diese Ängste schüren, aber sie sind greifbar. Wir beschreiben etwas, was schon da ist. "Angst" ist unsere Skizze der Gegenwart, wenn du so willst.

Sehr schöne ausführliche Antwort. Und wer Euch kennt, der wird Euch garantiert nicht in die „rechte Ecke“ schieben. Das wäre reine Dummheit. Aber auch, wer Euch nicht kennt, hätte partout keine Gründe dafür. Und schön, dass Du SOLEFALD ansprichst. Eine wirklich fabelhafte und intelligente Band, die sehr ungewöhnliche aber geniale Musik macht.

Lieber Martin, wer dumm ist, braucht keinen Grund dafür, wie die Vergangenheit gezeigt hat ... Aber lassen wir das ruhen.
Ja, auf SOLEFALD treffen alle diese Attribute zu, die du aufführst. Weshalb ich sie aber hier erwähne, ist eigentlich die Tatsache, dass sie sich komplett sämtlichen Erwartungshaltungen verweigern und unbeirrt ihre eigenen Visionen von Musik umsetzen ... Eine Haltung, die ich in der heutigen Zeit immer mehr vermisse und die ich sehr respektiere; nicht zuletzt auch, weil "Angst" das Kind einer ähnlichen Geisteshaltung ist.

Aber zurück zu TODTGELICHTER. Ihr habt gerade ein paar Auftritte hinter Euch. Wie kam Eure „neue“ Musik bei den Fans an? Und behaltet Ihr es (wie in Barth) bei, visuell komplett in weiß aufzutreten? Wirkt ja wirklich gut. Irgendwie gespenstisch.

Ich glaube, dafür, dass keiner das Album kennen konnte, waren die Reaktionen schon sehr gut. Man muss jetzt erst mal sehen, wenn sich das Album etabliert hat, wird es live noch besser ankommen, das ist nun mal so - die Leute wollen natürlich auch immer etwas Bekanntes hören. Und ich glaube, das Weiß ist schon ziemlich beeindruckend - dabei bleibt es jetzt erst einmal, ja. Auf dem Barther hat das Tageslicht wahrscheinlich eine Menge des Effektes zunichte gemacht, aber wir planen, das Ganze für Club-Gigs noch intensiver zu gestalten - sobald wir uns einen Beamer leisten können, geht es weiter, haha ....

Spätestens seit „Schemen“ kann man Euch eindeutig in die obere Riege des deutschen Black Metal einordnen. Und mittlerweile gibt es ja einen Haufen an Bands, die Black Metal mit diversen Einflüssen spielen und sich schon fast vom Schwarzmetall verabschieden. Du hast mir z. B. auch das neue Album von BLUTMOND empfohlen, welches ich wirklich fantastisch finde. Auch sie haben ein ähnliches textliches Konzept wie TODTGELICHTER. Und sie sind mittlerweile Labelkollegen von Euch. Wie kam es zum Wechsel von Folter Records zu Aural/Code666? Wenn ich mir die Bands so anschaue, die dort unter Vertrag stehen …, macht es einen stolz, bei einem solchen Label unter Vertrag zu stehen?

Ui, ich danke dir für diese Einschätzung. Ich tue mich selber immer schwer mit so etwas. Letztendlich sind wir hier, um Musik zu machen, die wir uns gerne anhören; um so besser, wenn es anderen Leuten gefällt. Es ist aber auch ein bisschen Trotz dabei; ich z. B. höre jetzt seit über 15 Jahren Metal und werde immer mehr von 08/15-Alben gelangweilt. Ich möchte Bands hören, die etwas Neues bieten, etwas, was ich so noch nicht gehört habe. Es gibt gerade im Black Metal Bereich tatsächlich so etwas wie einen Umschwung, immer mehr Bands sehen das, glaube ich, ähnlich... BLUTMOND gehören sicherlich dazu. Und um jetzt den Bogen zu schlagen, Code666 ist ein Label, wo sich seit langem schon Bands häufen, die sich nicht an Konventionen halten, siehe EPHEL DUATH oder ABORYM, deren "With no human intervention" ich für eines der extremsten und genialsten Alben im Metal halte. Code666 hatten schon immer ein Händchen für "andere" Bands, von daher macht es uns stolz, in derartiger Gesellschaft zu sein bzw. diese Tradition fortzuführen - von den Bands der ersten Stunde sind ja nicht mehr viele auf dem Label. Mit Folter haben wir uns im Guten getrennt, wir haben auch immer noch Kontakt. Folter ist ein super Label, wenn du als junge Band aus dem Proberaum raus willst; Jörg (Labelchef) kann sich da als Wegbereiter auf die Schulter klopfen, schau dir nur SKYFORGER an, die jetzt auf Metal Blade sind, oder HELLSAW auf Napalm, oder eben wir. Aber ab einem gewissen Punkt geht es da für eine Band einfach nicht weiter, das weiß er aber auch. Wir hatten ein sehr ehrliches und offenes Gespräch mit ihm und sind quasi mit seinen besten Wünschen zu einem größeren Label gewechselt.

Jetzt mal eine Frage, die mich persönlich interessieren würde. Du hast ABORYM angesprochen. Hast Du mal die „Supervillain Outcast“ von DHG gehört? Und wenn ja, wie findest Du solche Musik? Da wird ja Black Metal mit Industrial gekreuzt, was ich auch sehr interessant finde. Oder was hältst Du von Euren Labelkollegen HERRSCHAFT aus Frankreich? Beides Bands, die mir auch sehr, sehr zusagen. Quasi auch Musiker, die irgendwie doch innovativ sind.

Machst du Witze? Ich liebe die "Supervillain Outcast"! Wären nicht ABIGOR mit "Fractal Possession" gewesen, wäre das definitiv mein Album des Jahres 2007 geworden. Ich persönlich liebe dieses kalte, technische, schnelle und unbarmherzige, die "Rebel Extravaganza" von SATYRICON, die "Discipline" von CADAVER INC. oder auch aktuell die "Immerse In Infinity" von LOST SOUL sind gute Beispiele. Wenn es ein wenig industrieller sein darf, auch gerne mal die HAVOC UNIT oder RED HARVEST. Ganz großes Tennis auch der SOLEFALD-Tribute Sampler mit so Sachen drauf wie THE BOMBS OF ENDURING FREEDOM, deren EP "Kalashnikovs and Car Bombs" auch sehr großartig ist, allerdings geht das schon fast in die Jungle / Drum ‘n‘ Base-Richtung. HERRSCHAFT kenne ich leider nicht. Ich weiß, dass ich mit so einem Zeugs allerdings meinen Bandkollegen eher auf die Nerven falle, ich glaube, ich stehe mit dieser Vorliebe alleine da, deswegen wollen wir das hier lieber auch nicht weiter auswalzen, haha ...

Aber zumindest ich sehe, dass wir die gleichen musikalischen Vorlieben haben. Dann gehen wir beide zusammen mal Deinen Bandkollegen auf den Sack, wenn wir uns wiedersehen. Haha
Apropos musikalische Vorlieben. Mit wem würden TODTGELICHTER am liebsten mal auf Tour gehen? Gibt es da Bands, wo Ihr sagen würdet: „Wow, mit denen sofort!“? Und überhaupt, was steht bei Euch in naher Zukunft an Gigs an?


Oh, mein eigener spezieller Wunsch wären ENSLAVED. Danach käme für mich nichts mehr; alles kann, nichts muss. Ich glaube, meine Bandkollegen würden gerne mal mit den DEFTONES oder VOLBEAT auf Tour... . Sehr cool wären auch SOLSTAFIR oder KATATONIA ... . Ich denke, dass wir mit "Angst" auch Möglichkeiten haben, mal weg von diesen reinen BM-Konzerten zu kommen, das passt einfach nicht mehr. Wobei ich das nicht komplett ausschließen will, aber das haben wir jetzt wirklich oft genug gemacht, so dass wir uns jetzt andere Kontexte wünschen würden. Mal sehen, was kommt.
Den 04./05. Februar sind wir mit unseren Labelkollegen BLUTMOND und SYN ZE SASE TRI (Band mit zwei Live-Members von Negura Bunget - Anm. d. Verfassers) in Berlin und Hamburg unterwegs, wir werden den Headliner geben und ein doppeltes Set spielen; geplant ist, das komplette "Angst"-Album zu zocken. Die Klassiker aus den letzten Alben haben wir selbstverständlich auch dabei. Dann sind wir am 19. März mit AGRYPNIE in Hammelburg und am 21. Mai mit BESATT und - Überraschung! - EÏS auf dem Mordfest 4 in Adelsheim. Wir sind in letzter Zeit so oft mit EÏS unterwegs gewesen, dass wir schon witzeln, wir können uns auch gleich in EÏSTODT umbenennen ... Hätte vielleicht diesen dämlichen Namensstreit mit GEIST verhindert, haha... Das ist immer gar nicht geplant, wir werden einfach so gebucht. Aber es ist immer wieder lustig und wir freuen uns auch dieses mal wieder darauf, mit den Jungs zu feiern.
Apropos EÏSTODT - Alboin und ich lassen es uns vielleicht auch dieses Mal nicht nehmen, mit einer Allstar-Band irgend einen alten Klassiker zum Besten zu geben, also kommt zuhauf und bleibt bis zum Schluss ...

Haha, das stimmt. TODTGELICHTER und EÏS verbindet man mittlerweile schon irgendwie miteinander. Aber wenn zwei so großartige Bands an einem Abend spielen, dann ist das völlig okay. Ich könnte mich auch daran gewöhnen.
So, kommen wir mal zum Ende des Interviews. Ich danke Dir erst mal für die ausführlichen Antworten. Das ist ja nicht unbedingt Usus bei den Bands. Haha. Und ich hoffe, dass wir uns nächstes Jahr mal wieder über den Weg laufen. Gibt es noch etwas, was Du den Lesern unbedingt sagen willst? Dann gehören die letzten Worte Dir!


Bestimmt werden wir auch im nächsten Jahr das ein oder andere Bier miteinander zischen! Es werden sicher noch mehr Konzerte, so dass wir für jeden, der uns sehen will, irgendwie in greifbare Nähe kommen. Und ich finde, es lohnt sich - nicht nur sehen wir unglaublich gut aus, es gibt auch musikalisch was geboten, habe ich gehört. Und das ist ja schon mal was. Also, danke dir für das Interview, man sieht sich im Jahre 2011!
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