Eumel und Volk - Man sprechen über jetzt, die Zukunft und Damals


Interview mit Die Apokalyptischen Reiter
Metal aus Deutschland - Apolda / Weimar
DIE APOKALYPTISCHEN REITER sind derzeit auf einer Welle des Erfolgs. Super geniale letztjährige Tournee, ein saustarkes Album im Gepäck und nebenbei noch spielfreudig wie eh und je (siehe auch den dazugehörigen Live Bericht in unserer Liveberichte Abteilung). Nach dem Konzert in Großenfalz hatte ich die Möglichkeit Fronter Eumel und Basser Volk – Man etwas auszufragen.

Hallo Eumel, hallo Volk – Man! Ihr hattet letztes Jahr erst eine ausgedehnte Tour, eine harte Festivalsaison, danach kurz Urlaub, und jetzt habt ihr schon wieder etliche Tourdaten rausgegeben und nebenbei mal ein neues Album und eine DVD angekündigt. Wieso macht ihr euch denn den Stress alles so gleichzeitig zu machen, und was steht sonst so an?


EUMEL: Ja auch Hallo erstmal. Naja, wir tun uns das grundsätzlich an, weil es uns Spaß macht. Die DVD haben wir aber erstmal verschoben.

VOLK – MAN: Ja genau auf 2005, weil da haben wir uns ein wenig verschätzt. Wir wussten nämlich gar nicht was da alles dazu gehört, und wie viel Arbeit das ganze dann doch macht. Außerdem ist das im Moment nicht finanzierbar für uns, und deshalb wird das erstmal hinten angestellt. Unseren Studiotermin dagegen haben wir erst vor 2 Tagen jetzt bestätigt bekommen, da sind wir dann ab Juli.

Und was kann der Reitermaniac dann vom neuen Album erwarten?

EUMEL: Alles und nichts, wie immer *lacht*

Ja, aber ich meine, wenn man eure Alben so retrospektiv betrachtet, kann man schon eine Änderung des Stils erkennen. Ich sag mal ihr seit über die Jahre hin etwas „softer“ geworden oder besser „vielfältiger“

EUMEL: Ja das sicherlich. Das hängt mit den Themen zusammen, die du behandelst. Auch entwickelst du dich als Mensch weiter. Auf dem neuen Album wird’s sowohl ganz typische Reiter Sachen geben, als auch wieder viel neues ungewohntes. Wir sind ja auch schon fast fertig mit dem Schreiben. Es kommen aber halt auch wieder ganz andere neue Themen dazu.

VOLK – MAN: Aber im Prinzip wird sich jeder der mit den letzten Reiter Alben zurechtgekommen ist, auch mit den neuen Sachen anfreunden können.

Euere Stilvielfalt überhaupt, woher habt ihr die? Anscheinend habt ihr einen ziemlich breit gefächerten Musikgeschmack.

EUMEL: Das sowieso. Ich finde es einfach schade, wenn sich Bands selbst limitieren. Wenn du einfach sagst, dass du nur eine Schiene spielst der du dich eben gerade verschrieben hast. Ich sag es ja immer wieder – Das Leben schreibt die Lieder! Wir sind ja nicht den ganzen Tag nur böse oder schlecht drauf, sondern sind eben oft mal gut gelaunt und lachen viel, oder wir sind mal traurig.

Ihr seit ja in der Extrem Metal Szene dennoch immer so ein kleiner Streitpunkt, weil euch irgendwelche Traditionalisten vorwerfen, dass ihr irgendwelche Ideale verraten würdet und sie ins Lächerliche zieht. Ich spreche jetzt mal explizit von den Black Metallern. Was sagt ihr dazu?

VOLK – MAN: Wir haben uns ja nie als Black Metal band bezeichnet oder verstanden. Die Leute sollten sich mal die Texte ansehen, oder uns auch musikalisch betrachten. Nur weil wir schreiben heißt das ja nicht dass wir Black Metal machen.

EUMEL: Das ist auch genau das, was ich meine, wenn ich sage limitieren. Wenn eine Band sagt sie macht Black Metal, dann dürfen sie nie mehr etwas anderes spielen? Das würde ich persönlich sehr schade finden. Wenn du mit 15 eine Black Metal Band gründest und dann mit 45 immernoch in der spielst, und nur dieselbe Musik gemacht hast, dann ist in den ganzen Jahren im Kopf ja gar nichts passiert. Das fände ich schade. Um noch mal auf uns zurückzukommen. Bei uns fließt eben das in die Musik mit ein, was uns unmittelbar Berührt.

VOLK – MAN: Es ist auch eben die Zeit für die etwas steht. „Have a Nice Trip“ steht eben für etwas anderes als „All you need is love“. Das ist für uns persönlich etwas anderes. Und das muss man auch merken, sonst würde ich mich fragen, was ich denn die ganze Zeit gemacht habe.

EUMEL: Ich denke man würde sich auch selbst betrügen, wenn man in schneller kurzer Zeit noch einmal ein fast gleiches Album aufnimmt. Wir hätten sicherlich innerhalb kurzer Zeit ein zweites „All you need is love“ aufnehmen können. Wenn du etwas schon einmal gemacht hast, dann geht es einfach wenn du es noch einmal machst. Aber das ist nicht der Anspruch den man hat, beziehungsweise ist das nicht das was aus dir raus will.

Ihr habt in euren Lyrics ja auch des Öfteren mal Fremdsprachen. Wer hilft euch dabei die ganzen Sachen zu schreiben? Oder könnt ihr sämtliche Sprachen die ihr verwendet selbst?


EUMEL: Wir sind eigentlich schon alle extreme Multilinguisten *lacht*

VOLK – MAN: Nein, nicht wirklich. Also finnisch können wir nicht wirklich, russisch ist was anderes, das hatten wir ja früher noch in der Schule. Naja gut und spanisch, da geh ich nächsten Monat in die Volkshochschule *grinst*

EUMEL: In Spanien war ich ja drei Monate lang, da bekommt man schon einiges mit.
Naja, es soll eben jeder aus Europa auch etwas von uns haben, eben auch die Russen und die Finnen. Und da die Finnen ja die größten Säufer Europas sind, haben wir uns gedacht, dass wir denen mal eine Strophe widmen.

Ihr könntet ja auch gleich mal ein ganzes Lied auf finnisch machen
EUMEL: Das wäre schlecht, weil dann fühlen sich andere Nationen wieder benachteiligt!

VOLK – MAN: Stimmt. Wir haben schon von den Polen mal heftige Kritik bekommen. Da hatte ich mal Interview. Und da war eine ähnlich Frage. Und da hab ich eben gesagt dass die Russen und Finnen die größten Säufer sind. Da war der dann richtig beleidigt. Und statistisch sind ja eigentlich auch die Polen die Weltmeister im Wodka Saufen.
Im neuen Booklet haben wir ja auch auf der ersten Seite das „Danke“ ins sämtliche Sprachen übersetzt. Das letzte mal hat der Computer die Kyrillischen Zeichen total zerschossen. Und diesmal haben wir das ganz weggelassen, weil es eh nicht klappen würde. Aber deswegen habe ich schon Zuschriften aus Russland bekommen, warum wir denn die Russen vergessen hätten und so weiter. Die Leute merken schon wirklich akribisch auf so was.

So nun komm ich mal auf eueren „Labelverschleiß“ zu sprechen!

EUMEL: Wir können da nix dafür , da ist ziemlich viel scheiße gelaufen

Seit ihr dann mit eurer aktuellen Situation zufrieden?
EUMEL: Wir können uns nicht beschweren. Wir sind recht zufrieden, ja. Es ist eben das erste mal wirklich so, dass wir uns nicht immer wieder ärgern müssen und immer im Hinterkopf haben, dass irgendwas scheiße läuft. Das ist recht befreiend, wenn man sich nicht immer frustriert irgendwie treffen muss.

So, nun kommen wir mal auf „Damals“ zu sprechen. Es war doch bestimmt verdammt schwierig da irgendetwas auf die Beine zu stellen bandtechnisch gesehen. Und außerdem dürfte es ziemlich schwer gewesen sein irgendwie an Metal Musik zu kommen.

EUMEL: Stimmt, das war damals alles sehr schwer. Wenn man eine Band gegründet hatte, musste man zu so einer Art Test. Da musste man dann den Beamten vorspielen, die dann geprüft haben, ob man nicht vielleicht verfassungsfeindlich oder zu hart oder sonst was war. Eingefallen ist denen letztendlich aber eh immer etwas. Das muss man sich aber mal vorstellen. Man spielt sich da den Arsch ab vor fünf Leuten die da sitzen und dich bewerten sollen. Das mit dem an Musik kommen war auch so eine Sache. Das am meisten verbreitete war Tape Trading. Wir sind da teilweise echt ewig weit gefahren um irgendwelche Casseten auszutauschen. Ich habe damals zum Beispiel mitbekommen dass irgendjemand in Jena ein Tape mit drei NAPALM DEATH Tracks hatte. Den Kerl hab ich dann eben irgendwie nach langem Suchen und nachforschen ausfindig gemacht und hab dann das Tape bekommen. Da die Teile aber meistens dann wirklich auch schon 20 mal überspielt worden sind, war die Qualität davon natürlich ultraschlecht. Da war man dann regelrecht schockiert als man sich später dann die Originale auf CD gekauft hat. *lacht*

Und wann war dann für euch persönlich so die Zeit wo ihr gesagt habr, Ja, das will ich auch mal machen?

EUMEL: Das war dann wohl so wegen der Band von ein paar Kumpels namens „Turnbeutel“. Die haben damals eine Art Demo eingespielt. Das war total schlecht. Schlechter geht’s eigentlich gar nicht mehr, aber das denke ich war für uns dann die Initialzündung. Danach haben wir dann beschlossen auch Musik zu machen. : Zu dem Demo von „Turnbeutel“ muss man noch folgendes sagen. Das Ding wurde in der Garage aufgenommen. Die hatten einen Bass mit einer (!) Saite und das Schlagzeug mit einem Becken. Da haben die dann gegen das Garagentor geschlagen und einer hat dazu rumgebrüllt, das wars. Das sind unsere Ureinflüsse, daraufhin haben wir beschlossen Musik zu machen *lacht*

VOLK – MAN: Das müsste dann so um 1991 gewesen sein, da haben wir uns dann zusammengesetzt und überlegt wer was spielen soll. Dann haben wir eben so rumgelärmt.

EUMEL: Wir haben dann in der Garage meines Vaters geprobt.
VOLK – MAN: Der dann auch immer mal mit der Axt an der Tür stand *lacht*
EUMEL: Stress gab’s regelmäßig auch mit den Nachbarn, oder auch mit den Ordnungshütern. Da ging mal das Tor auf, und dann standen eben zwei Männer in Grün da und haben uns immer gesagt dass sie eine Anzeige vorliegen hätten, wegen Ruhestörung und Lärm. Die Mutter eines Freundes hat uns dann auch mal gesagt dass sie uns gehört hat in der Plattenbausiedlung, die 2 km entfernt war. Die meisten haben uns dann immer gefragt ob wir das professionell machen, und ich hab dann immer geantwortet: Ja *lacht*. Das war so eine Zeit da herrschte schon fast Anarchie, so kurz nach der Wende, das war eigentlich eine sehr schöne Zeit. Da konnte dann jeder machen was er will. Naja, dann kams auch schon mal vor, dass wir einen Consum geplündert haben *lacht*.

VOLK – MAN: Das war doch damals, vor dem ENTOMBED Konzert, wo wir alle rein sind., da war ich auch dabei *lachen beide und schwelgen in Nostalgie*
Das waren damals so die ersten Konzerte. Da waren wir alle total heiß drauf. Da bist du dann eben früh schon los gefahren mit dem Zug, und dann acht Stunden vor der Halle abgehangen, und das im Winter *lacht*. Das war richtig geil. Das haben aber auch recht viele Leute gemacht damals. Die haben sich dann halt eben auf dem Platz vor der Halle da getroffen und dann eben gemeinsam da rumgelungert. Das waren noch Zeiten.

Kann ich mir vorstellen dass das richtig geil war. Welche Pläne haben DIE APOKALYPTISCHEN REITER für die Zukunft?

VOLK – MAN: Naja jetzt erst einmal im Februar die Tour spielen, dann fleißig sein, und die neue Platte rechtzeitig fertig bekommen. Dann die Platte aufnehmen, dann vielleicht wieder etwas Urlaub machen. Und danach geht´s wieder auf Tour. Die CD sollte eigentlich so Anfang, Mitte November rauskommen. Dann sind wir gerade am Verhandeln ob wir die No Mercy X- Mas Tour mitmachen dürfen. Da sollen dann auch DISSECTION mitspielen.

EUMEL: Ich würde gerne mal mit den Kassieren touren. Das wäre ein ziemlich derbes Package. DIE KASSIERER, DISSECTION und DIE REITER. *lacht*

So, und nun die vorletzte Frage. Könnt ihr wirklich reiten?

VOLK – MAN: Naja, ich bin schon mal geritten. Wir saßen zumindest alle schon mal auf nem Pferd. So forscher Galopp, das weiß ich nicht ob das funktionieren würde, aber so leichter Trab, das geht schon

EUMEL: ich hatte sogar mal eine Stunde Unterricht. Wir hatten ja sogar schon einmal die verwegene Idee mit Pferden auf die Bühne zu kommen, aber die haben wir dann vernünftig wie wir sind wieder verworfen *lacht*

Ok, danke an euch beide, das wars schon. Noch irgendwelchen letzten Worte?

VOLK – MAN: Nein, keine letzten Worte…… hmm, vielleicht PROST. Und danke für das Interview.

Bleibt nun nur noch die Frage wer dieser ominöse Christian Rosenau ist, der auf der aktuellen Platte der Reiter beim Track "Baila Conmigo" die Akkustik Gitarre eingespielt hat ist, und ob uns unser allseits geliebter Cheffe da vielleicht etwas verschwiegen hat?
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